Personalquerelen beim BUND Schleswig-Holstein. Geschäftsführerin Ina Walenda freigestellt

Kiel. Der BUND Schleswig-Holstein steckt offenbar in einer schweren Krise. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts ist am Freitag die Geschäftsführerin und langjährige Mitarbeiterin Ina Walenda freigestellt worden. In einem offenen Brief zeichnet die ehemalige BUND-Landesvorsitzende Sybille Macht-Baumgarten ein düsteres Bild der Situation. „Wir stehen am Abgrund“, sagt Macht-Baumgarten, die auch Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist.

Ihre Kritik gilt dem BUND-Vorstand und der Vorsitzenden Claudia Bielfeldt. Die inhaltliche Arbeit sei zum Erliegen gekommen, sagt Macht-Baumgarten. Und weiter: „Der Landesvorstand mit einer völlig überforderten Vorsitzenden beschäftigt sich vor allem mit seinem Entwicklungsprozess, aber verfehlt seine eigentlichen Aufgaben.“ Er müsse zurücktreten.

Bielfeldt kann diese Kritik nicht verstehen. „Der Brief kommt für mich völlig überraschend, ich habe keine Erklärung dafür“, sagt sie. Wenn jemand mit dem Vorstand nicht einverstanden sei, dann müsse das auf der Delegiertenversammlung besprochen werden. Zur Freistellung der Geschäftsführerin mochte Claudia Bielfeldt keine Stellung nehmen.

Der BUND hat offenbar schon seit Längerem Probleme. Keiner weiß das besser als Hans-Jörg Lüth, von 1988 bis 2012 Landesgeschäftsführer, danach Vorstandsmitglied. „Es gab schon immer Querelen zwischen der Landesebene und einigen Kreisverbänden aus dem Südwesten – aus Lübeck, Ostholstein und Lauenburg“, sagt er. Auch zwischen dem Landesvorstand und den Arbeitskreisen krachte es. Unter anderem ging es dabei um die Klagen gegen die A 20.

Um die internen Probleme zu beseitigen, wurde 2013 ein Beratungsunternehmen engagiert. Die Wahl fiel auf die Berliner Socius Organisationsberatung, die auch schon für andere BUND-Organisationen gearbeitet hat. Socius-Chef Rudi Piwko sollte vermitteln. Er setzte eine Organisationsentwicklung in Gang, der BUND-intern höchst unterschiedlich bewertet wird. Einige sagen, mit Piwko sei alles noch viel schlimmer geworden. Andere behaupten, nun gehe es endlich voran.

Piwkos Arbeit endete im Mai mit einem für eine Vermittlung höchst ungewöhnlichen Abschlussbericht. Er machte Lüth, damals Vorstandsmitglied, und Walenda als Quelle allen Übels aus. In dem Bericht heißt es: „Wenn ein Geschäftsführer die Geschäfte über 20 Jahre führt, dann eine Mitarbeiterin als seine Nachfolgerin einführt, und als Vorstand dann wieder für die Geschäftsstelle zuständig ist, ergibt sich eine nicht mehr kontrollierbare Machtfülle.“ Piwko, so sieht es Lüth heute, habe damit sein Mandat überschritten und sei vom Berater zum Entscheider geworden. Überprüfbar ist das nicht. Tatsache ist: Im Juni trat der Vorstand zurück. Danach wurde ein Großteil des alten zum neuen Vorstand gewählt – inklusive der Vorsitzenden Cornelia Bielfeldt. Lüth fiel heraus, er hatte auf eine Kandidatur verzichtet.

Ob sich der BUND befrieden lässt, muss sich bei der Delegiertenversammlung am 30. November zeigen. Sybille Macht-Baumgarten fordert einen „radikalen Neuanfang“ und appelliert an die 6000 BUND-Mitglieder: „Mischen Sie sich ein!“