Niedersachsens Landesregierung fasst Haupt- und Realschullehrer in einem Studiengang zusammen

Hannover. Angehende Lehrer werden in Niedersachsen künftig deutlich früher Erfahrungen mit der Realität des Schulalltags sammeln. Die rot-grüne Landesregierung in Hannover hat gestern eine umfassende Reform der Ausbildung von Grund-, Haupt- und Realschullehrern vorgestellt.

Für die rund 1600 Erstsemester an den niedersächsischen Hochschulen ändert sich viel. Nach drei Jahren Studium bis zum Bachelor-Abschluss wird die Masterphase von ein auf zwei Jahre verlängert, wie bereits beim Studium für das Gymnasiallehramt. Bislang gab es ein Studium für Grund- und Hauptschullehrer und ein eigenständiges Studium für Realschullehrer, künftig gibt es ein eigenständiges Studium für Grundschullehrer und einen Studiengang für Haupt- und Realschullehrer.

Gemeinsam mit den Präsidenten der Universitäten und Hochschulen Braunschweig, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück und Vechta präsentierten Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) und Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) das neue Konzept. Erklärtes Ziel ist es, den berüchtigten Praxisschock zu vermeiden, wenn Studenten erst zu einem späten Zeitpunkt praktische Erfahrungen sammeln und feststellen, dass sie den Herausforderungen nicht gewachsen sind.

Die Reform soll die Qualität der Lehrerausbildung deutlich verbessern

„Mit der Neustrukturierung werden Theorie, Unterricht und Praxis stärker verknüpft“, beschreibt Heinen-Kljajic die Zielrichtung. Die angehenden Lehrer sollen schon während des Studiums ihre Kompetenzentwicklung und Eignung für den Beruf überprüfen können. Künftig gibt es eine Praxisphase, in der Lehrkräfte zusammen mit wissenschaftlichen Fachleuten Lehrveranstaltungen für die Studenten gestalten. Und es gibt einen 18-wöchigen Praxisblock in den jeweiligen Praktikumsschulen.

Die Reform wird nach Überzeugung von Heiligenstadt die Qualität der Lehrerausbildung deutlich verbessern: „Davon profitieren die Lehramtskandidaten, aber in der Folge auch die Schülerinnen und Schüler.“ Für die Hochschulen mit Lehrerausbildung würdigte der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, Jürgen Hesselbach, dass es für die Ausbildung auch finanzielle Hilfe gibt: „Wir sind froh, dass das Land die Umsetzung schul- und hochschulseitig mit den erforderlichen zusätzlichen Ressourcen unterstützen wird.“

Auf die anhaltende Kritik an Mängeln bei der Umsetzung der inklusiven Schule will Kultusministerin Heiligenstadt jetzt reagieren. Drei Viertel der Grundschulen in Niedersachsen sollen in einem ersten Schritt bei schulinternen Veranstaltungen die Möglichkeit zur Fortbildung erhalten. Rund 15.000 Lehrkräfte erhalten das jährliche Angebot einer zweitägigen Fortbildung.

In fünf Jahren soll dann das Angebot für alle 20.000 Lehrkräfte an den insgesamt 1700 Grundschulen im Land gelten. Heiligenstadt: „Dieses Konzept ist einzigartig, hiermit sind wir Vorreiter in Deutschland.“ Um die Lehrer besser zu schulen für den Umgang mit behinderten Kindern, werden 100 qualifizierte Lehrer als Multiplikatoren von dienstlichen Verpflichtungen freigestellt.