Forstbetriebe sichern wertvolle Stämme mittlerweile mit Elektronik. Brennholz wird immer teurer

Kiel/Hannover. Es passiert jeden Tag, vor allem jetzt im Herbst: Holzdiebstahl. Ob in Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern, ob in staatlichen oder privaten Wäldern. Wie im Einzelhandel müssen Waldbesitzer mittlerweile einen Dauerschaden durch Diebstahl einkalkulieren. Gründe sind nicht nur die anhaltend hohen Preise für den Brennstoff, sondern auch der hohe Arbeitsaufwand, der in dem Holz steckt.

Fast jeden Tag werde irgendwo im Land Brennholz gestohlen, sagte Heinrich von Brockhausen vom Waldbesitzerverband Niedersachsen. Gestohlen würden vor allem kleinere Mengen, die abholfertig am Wald liegen. „Es passiert oft, dass Kunden sich ihr Holz im Wald zurechtmachen. Und am nächsten Morgen ist es dann verschwunden.“

Nicht anders sieht die Situation in den übrigen norddeutschen Bundesländern aus. „Ich denke, es könnte bei uns sogar noch mehr sein“, sagte Dr. Ulrich Ivo von Trotha vom Waldbesitzerverband Mecklenburg-Vorpommern dem Hamburger Abendblatt. Dass Stammholz für die Bau- oder Möbelindustrie im großen Stil aus den Wäldern gestohlen wird, passiere allerdings nur alle paar Jahre, sagte von Trotha. „Diese professionellen Aktionen sind spektakulär, aber eher selten.“

Ihnen versuchen die Landesforsten zudem mit moderner Technik entgegenzuwirken: Sogenannte Tracker werden an einzelne Stämme geheftet, per GPS-Signal können die Landesforsten geklautes Holz damit orten. In Niedersachsen gehen die Fälle solcher Großdiebstähle daher mittlerweile zurück, sagt Landesforsten-Sprecher Stefan Fenner. Vorwiegend würden Fichtenholzstämme oder -abschnitte gestohlen, alleine in Südniedersachsen habe es in jüngerer Vergangenheit bis zu 25 solcher Taten pro Jahr gegeben. Immer wieder würde gerade an den Abfahrweg gerücktes Holz über Nacht gestohlen.

Für Brennholz lohnen sich kostenaufwendige Apparate wie die Forst-Tracker nicht. Besonders stadtnahe Wälder sind daher alltägliches Ziel von Langfingern. Von häufigem Diebstahl hört Hans-Caspar Graf zu Rantzau vom Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverband vor allem aus dem Lübecker Raum. „Die Versuchung ist groß, und Holz ist teurer geworden“, sagt er dem Abendblatt. Zwar bewege sich Brennholz nicht auf einer Ebene mit Kupferleitungen. Trotzdem werden die Waldbesitzer immer vorsichtiger, sagt von Rantzau. „Wichtig ist, ein konstantes Geschäftsverhältnis mit den Käufern aufzubauen, sie zu kennen.“ Waldbesitzer seien mittlerweile ihre eigenen Wachtmeister. „Es ist die Arbeit, die im Holz steckt“, sagte der Besitzer von Gut Pronstorf bei Bad Segeberg. „Und wer es nicht liebt, im Wald zu arbeiten, für den das Holz der bloße Brennstoff ist, für den ist die Arbeit einfach zu anstrengend.“

Brennholzselbstwerber heißen diejenigen, die in ihrer Freizeit das Holz für den heimischen Kamin selbst schlagen und aufbereiten. Bisher liegen die ofenfertig gespalteten Stämme häufig bis zum nächsten Tag am Waldweg, werden dann erst bezahlt und abgeholt. Doch gerade diese kleinen, handlichen Mengen werden besonders häufig gestohlen. Hans Jacobs von der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein empfiehlt daher, das Holz gar nicht erst aufzuschichten. „Der Holzklau ist ein Problem und wird mit steigenden Preisen immer mehr. Sobald Brennholz gesägt und gespalten ist, wird es gern mitgenommen. Der Selbstwerber stapelt es dort auf, wo er später gut herankommt, um es abzufahren. Und dort kommt dann auch der Spitzbube gut heran.“ Holz sollte daher bereits im Bestand geschätzt und direkt bezahlt werden, sagte Jacobs dem Abendblatt. „Dann kann der Käufer es sofort mitnehmen.“

Denn der Diebstahl scheint sich zu lohnen. Im niedersächsischen Landesschnitt kostet ein Raummeter ofenfertiges Buchenholz etwa 60 Euro, die Preise gehen hoch bis 90 Euro. Statistiken über die Menge der Diebstähle und den wirtschaftlichen Schaden führen zwar weder die Waldbesitzerverbände noch die Landwirtschaftskammer. Doch die Polizeimeldungen häufen sich. Waldbesitzer von Trotha glaubt, das Unrechtsbewusstsein in diesem Bereich sei extrem niedrig. „In Deutschland darf jeder die Wälder betreten, auch die privaten. Das gibt wohl ein Gefühl, dass auch das Holz jedem gehört. Für die Besitzer ist der Massenkleinklau aber ein Dauerschaden.“