Mangelnde Kommunikation, Führungsschwächen – in Teilen der Partei herrscht Unzufriedenheit über Ministerpräsident Albig

Lübeck. Nach außen herrscht auf dem SPD-Landesparteitag in Lübeck demonstrative Geschlossenheit. Doch hinter den Kulissen brodelt es nach den Kieler Chaos-Tagen mit zwei Ministerabtritten binnen zwei Wochen. Im Mittelpunkt steht dabei Ministerpräsident Torsten Albig. „Es ist immer schlecht, wenn sich jemand als den Größten bezeichnet, es aber im Umgang mit Menschen hapert“, sagt die Stormarner Kreistagsabgeordnete Sigrid Kuhlwein über den Regierungschef. Der war 2012 für eine Politik des Dialogs angetreten. Doch der hat zuletzt offenkundig zu wenig stattgefunden. „Die Kommunikation ist sein Schwachpunkt“, sagt das langjährige SPD-Mitglied Kuhlwein.

Dass der Dialog innerhalb des Bündnisses aus SPD, Grünen und SSW manchmal zu kurz gekommen ist, räumt selbst Albigs Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) ein. „Wir alle müssen unsere Kommunikation verbessern. Und damit sind auch alle gemeint“, sagt er. Demnächst soll er seinen Arbeitsstaatssekretär Ralph Müller-Beck ans Innenressort abtreten. Auf die Frage, ob er davon über den Flurfunk erfahren habe, sagt er knapp: „Ich bin darüber informiert worden.“

Mehrere Genossen wünschen sich einen stärkeren Ministerpräsidenten. „Er sollte mehr den Regierungschef raushängen lassen“, fordert etwa Peter Gottschalk. „Er ist mir manchmal zu ausgleichend.“ Auch der Kieler Jan Vollmeyer findet, dass Albig „nicht immer eine glückliche Figur“ abgegeben habe. „Erwartet wird, dass er mehr als Regierungschef in Erscheinung tritt.“

Und Albig selbst? Der richtet den Blick nach vorn: „Wir sind aus der, zugegebenermaßen, blöden Krise raus.“ Er spricht von „unmenschlicher Brutalität“ im Zusammenhängen mit den Angriffen auf Ex-Bildungsministerin Waltraud Wende. Sie sei allein wegen ihrer guten Bildungspolitik attackiert worden. Dass die Staatsanwaltschaft gegen Wende wegen Korruptions- und Betrugsverdachts ermittelt, erwähnt er nicht. Zur Wende-Nachfolgerin Britta Ernst und seinem bisherigen Staatskanzlei-Chef Stefan Studt als neuem Innenminister sagte Albig: „Wir sind kurz in die Knie gegangen, aber sofort wieder aufgestanden.“