Bei dem Unfall im Kreis Segeberg stirbt der Fahrer, zehn Feuerwehrleute werden verletzt. Ursache ist unklar

Kreis Segeberg. Für die freiwilligen Feuerwehrleute aus den kleinen Dörfern Rohlstorf und Krems II (Kreis Segeberg) klang die Alarmmeldung nach einem Einsatz, wie er immer wieder vorkommt: „Pkw in Graben, brennt in voller Ausdehnung“ stand am Freitag um 8.30 Uhr auf ihren Funkmeldeempfängern. Die Männer und Frauen fuhren zu den Feuerwachen, rückten mit den Einsatzfahrzeugen aus und begannen am Unglücksort mit den Löscharbeiten. Doch dann kam es zu der Katastrophe, mit der niemand gerechnet hatte und die Feuerwehr und Polizei Rätsel aufgibt: Das mit Gas betriebene Auto explodierte. Umherfliegende Trümmerteile und Flammen verletzten zehn Feuerwehrleute, fünf davon schwer. Kurz darauf entdecken weitere Rettungskräfte in dem explodierten Auto den Fahrer, der bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war.

Polizei und Sachverständige versuchen jetzt, den Ablauf zu ermitteln. Fest steht, dass der 53 Jahre alte Fahrer des Ford Focus in dem Dorf Margarethenhof aus noch ungeklärter Ursache von der Kreisstraße abkam und mit dem Fahrzeug gegen einen Baum prallte. Dabei fing das Auto Feuer, Zeugen riefen über den Notruf die Feuerwehr. Warum in der Alarmmeldung von dem Fahrer nicht die Rede war, gehört ebenfalls zu den Rätseln dieses Unglücks. Offenbar fehlte bei dem Notruf diese Angabe. Bei dem Fahrer soll es sich um einen Mann aus dem Raum Lübeck handeln.

„Bei unserem Eintreffen brannte das Fahrzeug bereits vollständig“, berichtet Feuerwehrsprecher Dennis Oldenburg. Die Einsatzkräfte hätten mit dem Löschangriff begonnen. Feuerwehrleute sprechen von einer „klassischen Lage“. „Dann kam es zu einer starken Explosion“, berichtet Oldenburg. Dabei wurde der Gastank des Autos fast 100 Meter weit auf ein Feld geschleudert. Mehrere Feuerwehrleute erlitten im Gesicht Verbrennungen zweiten und dritten Grades.

Die Rettungsleitstelle in Norderstedt alarmierte sofort Rettungskräfte aus dem gesamten Kreis Segeberg und forderte Verstärkung aus Ostholstein an. Vier Notarztteams und sieben Rettungswagen waren im Einsatz. Um die Feuerwehrleute mit den Brandverletzung schnell in Spezialkliniken verlegen zu können, rief die Leitstelle außerdem drei Rettungshubschrauber aus Hamburg, Rendsburg und Eutin. Freiwillige Feuerwehren aus den Nachbarorten rückten aus und übernahmen die Löscharbeiten.

Speziell geschulte Feuerwehrleute trafen an der Unglücksstelle ein und betreuten ihre Kameraden, die nach dem Unglück unter Schock standen. „Auch die Feuerwehrkameraden, die nicht verletzt wurden, hat der Einsatz sehr mitgenommen“, sagt die Geschäftsführerin des Kreisfeuerwehrverbandes, Gabriele Turtun. Kreiswehrführer Rolf Gloyer, der ebenfalls vor Ort war, versprach den Feuerwehrleuten und ihren Familien weitere Unterstützung.

Von dem Ford Focus blieb nur ein ausgebranntes Wrack übrig. Die Polizei beschlagnahmte den Gastank und das Fahrzeug, das von Kriminaltechnikern in Bad Segeberg untersucht werden soll. Erste Ergebnisse werden erst in der kommenden Woche erwartet.

Dass der Gasantrieb zur Explosion geführt haben soll, bezeichnete eine Polizeisprecherin zunächst als Spekulation. Der Ford Focus wurde mit Autogas betrieben, der Tank befand sich in der Mulde des Reserverads. Unklar ist bislang, ob der Fahrer in seinem Kofferraum möglicherweise Benzinkanister, Gasflaschen oder andere brennbare Ladung transportiert hat.

„Dass es zu einer Explosion kommen würde, war nicht zu erwarten“, sagt Feuerwehrsprecher Oldenburg. Es seien kaum Szenarien denkbar, bei denen ein Auto schlagartig in die Luft fliege. „Explodierende Autos kennt man auch als Feuerwehrmann nur aus dem Fernsehen.“

Der Leiter der Abteilung Technik und Verkehr beim Hamburger ADAC, Christian Schäfer, sagt: „Mit Gas betriebene Autos sind sicher.“ Der Automobil-Club habe bei seinen Tests Fahrzeuge und Tanks deformiert und angezündet, ohne dass es zu einer Explosion gekommen sei. Bei allen Versuchen hätten die Sicherheitseinrichtungen funktioniert. In Deutschland fahren rund 700.000 der 44 Millionen Fahrzeuge mit Autogas, hinzu kommen 100.000 Erdgasautos. „Man muss jetzt untersuchen, ob die Technik in Ordnung war“, sagt Schäfer. Dazu gehöre die Klärung der Frage, ob ein zertifizierter Betrieb die Gasanlage eingebaut habe und ob das Material noch intakt gewesen sei.

Die Polizei in Bad Segeberg sucht jetzt einen dunkelhaarigen Mann, der sich in der Nähe des brennenden Fahrzeugs aufgehalten haben soll. Er ist etwa 40 bis 50 Jahre und war dunkel gekleidet. „Er wird als Zeuge gesucht“, sagte die Polizeisprecherin. Die Ermittler gehen davon aus, dass keine weiteren Fahrzeuge an dem Unfall beteiligt waren. Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 04551/88 40 entgegen.