Hannover. Die Zahl der Verkehrstoten ist im ersten Halbjahr 2014 in Niedersachsen dramatisch angestiegen, und zwar um 23 Prozent auf 200. Bei den Schwerverletzten wurde ein Plus um 17 Prozent auf 3039 registriert. Innenminister Boris Pistorius (SPD) führte die negative Entwicklung am Montag in Hannover vor allem auf einen „fast zu vernachlässigenden Winter“ und den frühen und warmen Frühling zurück. So verloren allein 33 Motorradfahrer im ersten Halbjahr ihr Leben, sieben mehr als im Vorjahreszeitraum. Bereits im ersten Quartal starben neun Motorradfahrer, 2013 gab es dagegen kein einziges Todesopfer in diesem Zeitraum.

Einen traurigen Spitzenplatz hat Niedersachsen auch bei den Baumunfällen. Hier stieg die Zahl der Toten sogar um knapp 50 Prozent. Hauptursache ist meist zu hohe Geschwindigkeit, was Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) dazu bewergte, in diesen Wochen durchs Land zu touren und in zahlreichen Landkreisen Kampagnen anzustoßen. „Bäume springen nicht zur Seite“ ist der zentrale Slogan der Aktion, in sechs Modelllandkreisen werden jetzt für drei Jahre präventive Geschwindigkeitsbeschränkungen auf besonders unfallträchtigen Strecken eingeführt. Unfallforscher haben herausgefunden, dass vor allem auf vergleichsweise schmalen Straßen viele Fahrer zu schnell unterwegs sind. Hinzu kommen ab dem kommenden Jahr zusätzliche Schutzeinrichtungen wie Leitplanken ebenfalls für die Strecken mit besonders hohen Unfallzahlen. Innenminister Pistorius nannte es „besonders tragisch, dass im ersten Halbjahr bereits sieben Kinder bei Unfällen in Niedersachsen ihr Leben verloren haben“. Vier von ihnen waren Autoinsassen, drei starben als Fußgänger. Pistorius verwies aber auch auf den zehnjährigen Vergleich, der immer noch einen deutlichen Rückgang der tödlichen Unfälle um über 40 Prozent ergibt: „Insgesamt sind die Straßen in Niedersachsen sicherer geworden“.

Aktuell aber hält der Negativtrend an: Allein an den beiden vergangenen Juli-Wochenenden gab es weitere 14 Verkehrstote in Niedersachsen. Am kommenden Wochenende beginnen hier wie in weiteren sechs Bundesländern die Sommerferien. „Ich empfehle allen Urlaubern eine Reise ohne Eile“, sagte Pistorius. Seine Tipps für die Urlauber: Sich frühzeitig über mögliche Staus informieren, nicht zu den Stoßzeiten und auch auf den Rücksitzen immer nur angegurtet fahren.