Bundesregierung plant 150-Millionen-Euro-Bauwerk. Doch wird es rechtzeitig fertig?

Kiel. An ihr führt auf der Strecke in den Norden Schleswig-Holsteins und nach Dänemark kaum ein Weg vorbei: Die Rader Hochbrücke wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das hat der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) bekannt gegeben. Die erst 42 Jahre alte Autobahnbrücke, die die A7 über den Nord-Ostsee-Kanal trägt, ist marode. Fachleute haben errechnet, dass sie nur noch zwölf Jahre lang nutzbar ist. Deshalb hat das Bundesverkehrsministerium jetzt den Startschuss für die Neubauplanung gegeben – und zugleich entschieden, dass es wieder eine Brücke werden soll. Sie soll rund 150 Millionen Euro kosten. Der Bund muss sie bezahlen, weil sie Teil einer Bundesautobahn ist. Fraglich ist allerdings, ob sie noch rechtzeitig fertig wird.

Wenn die Einschätzung richtig ist, dass die alte Brücke nur noch wenige Jahre hält, bleibt nicht mehr viel Zeit. „Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist eine Minute vor zwölf“, sagte Minister Meyer unter Verweis auf die langen Planungs- und Bauzeiten, die ein solches Projekt benötigt.

Meyer kritisierte zugleich die Vorfestlegung auf eine Brücke. Er favorisiert einen kombinierten Straßen- und Schienentunnel. Im Juli ist ein Gespräch mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) geplant.

Für den Kombitunnel spricht, dass auch die benachbarte Rendsburger Eisenbahnhochbrücke marode ist. Derzeit wird sie saniert. Danach soll das 100 Jahre alte Technikdenkmal weitere 30 bis 40 Jahre halten. Im Bundesverkehrsministerium hält man gerade deshalb nichts von einem Tunnel. Meyer sieht das anders. „Hier entscheidet sich, ob wir auf kurzfristiges oder auf langfristiges Denken setzen wollen“, sagte er. Früher oder später müsse auch die Rendsburger Eisenbahnbrücke ersetzt werden. „Auch wenn wir froh sind, nun endlich Sicherheit hinsichtlich des Starts der Planungen zu haben, so sollten wir doch darauf achten, nicht den kommenden Generationen Nadelöhre auf den Verkehrsachsen unseres Landes zu hinterlassen“, sagte Meyer.

Die Opposition im Kieler Landtag kritisierte das Verhalten des Landesverkehrsministers. Der Abgeordnete Christopher Vogt (FDP) sagte: „Das ist ein Hammer, dass es in dieser wichtigen Frage noch kein Gespräch zwischen Meyer und Dobrindt gegeben hat.“ Die Hochbrücke sei „die Achillesferse unserer Verkehrsinfrastruktur“. Ihm werde „angst und bange“, wenn er daran denke, dass der Ersatzbau schon in zwölf Jahren fertig sein müsse.

Hans-Jörn Arp von der CDU-Landtagsfraktion sieht das ähnlich. „Für ein Ersatzbauwerk dieser Dimension ist eine Realisierungszeit von zwölf Jahren sehr ambitioniert“, sagte er. Er forderte Meyer auf, „jetzt zu liefern“.

Die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal ist spätestens seit dem Sommer 2013 bundesweit bekannt. Damals musste das 1500 Meter lange Bauwerk für fast vier Monate teilweise gesperrt werden, weil die Pfeiler schwere Schäden aufwiesen, die nur mit Notreparaturen behoben werden konnten. An Wochenenden staute sich der Verkehr auf bis zu 25 Kilometer Länge.