Gabriele Pauli bewirbt sich vielleicht als Bürgermeisterin. Jetzt lotet sie die Stimmung auf der Insel aus

Westerland. Sie schaut sich erst einmal um auf Sylt. Ganz vorsichtig. Fast scheu. Es geht schon wieder los. Als hätten manche nur darauf gewartet, dass Gabriele Pauli sich noch einmal in die Schlagzeilen wagt. Auf den Präsentierteller. Nach Sylt. Ausgerechnet.

Ja, sie könne sich unter Umständen vorstellen, sich für das dort vakante Bürgermeisteramt zu bewerben, hat die ehemalige CSU-Landrätin von Fürth unter der Woche zögernd eingeräumt.

Auf der Insel selbst trifft Paulis Interesse hörbar auf Skepsis. „Sie entspricht überhaupt nicht unserem Anforderungsprofil“, teilt die örtliche CDU mit; bei der Sylter SPD schüttelt man ebenfalls bedauernd mit dem Kopf: „Unsere Richtung ist das nicht.“ Die Lokalpresse bescheinigt dem ungebetenen Gast, der Insel „seltsame Avancen“ zu machen. Auch der örtliche Unternehmerverein gibt sich zugeknöpft, bietet aber ordnungsgemäß an, Gabriele Pauli „nicht anders zu behandeln als jeden anderen“. Aber sowohl bei den beiden hiesigen Wählergemeinschaften als auch bei den Sylter Grünen hegt man Sympathie für die „rote Rebellin“, wie sich Pauli selbst bezeichnet hat.

Sie ist trotzdem auf die Insel gekommen. Hat sich die Insel angeschaut – List, Kampen, Keitum, Westerland – und sich mit jener Handvoll Einheimischer um den Sylter Rainer Zerwas getroffen, die Pauli zu einer Kandidatur überreden wollen. Und sie lässt, nach längerem Zögern, in einer Kneipe am Bahnhof von Westerland noch einen kurzen Blick hinter ihre perfekte Fassade zu. Auf ihre Verletzlichkeit, auf die Demütigungen, auf die Namenswitze, die sie ertragen muss, seitdem sie sich erst mit Edmund Stoiber und seinen CSU-Truppen angelegt, verloren – und sich dann, schlecht bis gar nicht beraten, einmal quer durch die deutschen Medien hatte treiben lassen. Ihre Angst, abermals öffentlich vorgeführt zu werden, ist mit den Händen greifbar.

Sie wolle sich jetzt erst einmal ein Bild von der Insel machen, sagt die 56-Jährige, einige Gespräche führen, sich Zeit nehmen für eine Entscheidung. Für die Antwort auf die Frage, ob sie hier tatsächlich etwas bewegen, vielleicht sogar erreichen könnte mit ihrer Kandidatur. Sie werde es sich reiflich überlegen. Andererseits: Große Konkurrenz gibt es bisher jedenfalls nicht.

Petra Reiber, die parteilose Amtsinhaberin, hat längst ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt. Carsten Kerkamm, der Stellvertreter, mag sein Notariat nun doch nicht gegen das Bürgermeisterzimmer im Westerländer Rathaus tauschen; von den bisher nach einer bundesweiten Stellenanzeige eingegangenen Bewerbungen hat offenbar noch keine so richtig überzeugt. Bürgermeister von Sylt, das ist nämlich gar kein Traumjob – eher harte, vor allem zeitintensive Arbeit. Und der Lohn hält sich mit 6500 Euro brutto angesichts des Sylter Preisgefüges im Rahmen.