Am Pfingstwochenende kann man im Hamburger Umland auf Mühlentour gehen. Extra für die Besucher gebackenes Brot gibt es in Glinde

Glinde. Ohne sie wäre Brot wohl nicht zu unserem Grundnahrungsmittel geworden – die Mühle. Sie kann leisten, was ein Mensch mit seinen Händen nicht vermag. Als Bindeglied zwischen Bauer und Bäcker hatte sie in der Brotherstellung eine unverzichtbare Funktion. Für vergangene Generationen war die Mühle also eine wertvolle Erfindung. Mittlerweile kommt die Mehlproduktion auch ohne sie aus. Doch die Mühlen gibt es weiterhin. Die meisten von ihnen dienen heute als Museen, um das Wissen um die traditionsreiche Kulturtechnik der Müller zu bewahren. Dasselbe Ziel hat der Deutsche Mühlentag, der jedes Jahr am Pfingstmontag begangen wird, in manchen Mühlen auch am Pfingstsonntag. Die Zahl wächst beständig. 1997 beteiligten sich 713 Mühlen, 2012 waren es schon 1083.

Auch die Glinder Kupfermühle im Kreis Stormarn macht mit. Der Heimat- und Bürgerverein Glinde lädt für Montag zum Bauernmarkt auf dem Mühlengelände ein (Kupfermühlenweg7). Von 11 bis 18 Uhr gibt es ein buntes Programm, bei dem auch die alte Wassermühle wieder in Gang gesetzt wird. Lange Zeit diente sie zur Bearbeitung von Kupfer. Ihren Namen hat sie behalten, obwohl sie ab 1868 nur noch als Kornmühle verwendet wurde. Am Mahlwerk steht heute kein Müller, sondern Wolf-Dieter Bode, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins. Er betreut das Museum ehrenamtlich. „Ich bin zwar kein Müller. Wie die Brotherstellung nach alter Manier funktioniert, weiß ich trotzdem“, sagt der 72-Jährige. Als Kind habe er selbst noch mitbekommen, wie es bei der Getreideernte auf den Feldern zuging. Außerdem ist sein Vater Bäcker gewesen.

Wie früher mithilfe der Mühle aus Saatkörnern ein Brot wurde, kann er also aus eigener Anschauung erzählen. „Bevor es ans Mahlen geht, braucht es Getreide. Wir sind also erst einmal beim Bauern auf dem Feld unterwegs gewesen.“ Eine Reihe von Ackergeräten, die früher von Pferden gezogen wurden, halfen bei der Arbeit. „Mit dem Pflug bereitet der Bauer den Boden für die neue Saat vor“, erklärt Bode, der mittlerweile eine stattliche Sammlung alter landwirtschaftlicher Geräte im Mühlenmuseum stehen hat. Die Egge helfe, die Erde feiner zu machen und zu ebnen. Mit der Drillmaschine wurde dann gesät. Am Gerät ist ein Behälter für die Saatkörner montiert. Bode: „Über kleine Düsen wird die Saat dann in gleichen Abständen auf dem Feld ausgebracht.“

Während des Wachstums musste der Bauer dann auf gutes Wetter hoffen. „Zu viel Regen bringt eine schlechte Ernte“, sagt Bode. Auch nach der Ernte sollte es möglichst trocken bleiben. „Nachdem der Bauer das Getreide mit einem mechanischen Mäher geerntet hat, werden die einzelnen Halme zum Trocknen zu Garben gebunden.“ Schräg gegeneinandergestellt, blieben die Getreidebündel dann einige Tage draußen stehen.

Die trockenen Garben kamen in die Scheune des Bauern, wo eine Dreschmaschine für den nächsten Arbeitsschritt bereitstand. „Hier werden die Körner von den Halmen und den Ähren getrennt“, sagt Bode und zeigt an einem kleinen Modell, wie es funktioniert. „Oben ist ein Schlitz, in den das Getreide geworfen wird. Nach dem Dreschen kommen dann die Körner und das Stroh unten getrennt wieder heraus.“ Das Stroh habe der Bauer für sein Vieh genutzt, das Getreide wurde verkauft. „Nun kommt der Müller ins Spiel“, sagt Bode und macht sich sogleich an die Mahlsteine der Glinder Mühle, um den Mahlvorgang zu demonstrieren. „Erst leiten wir das Wasser aus dem Mühlenteich in das Rad, das das Mahlwerk antreibt. Einen Stockwerk drüber werden die Getreidekörner direkt über einen Trichter in das Mahlwerk geschüttet“, erklärt Bode. Die Körner fallen dann zwischen die Mahlsteine und werden zu Mehl verarbeitet. Dabei wird die Spreu vom Weizen getrennt.

Früher wäre der Bäcker gekommen und hätte sich ein paar Mehlsäcke für seine Backstube abgeholt. „Aber nicht nur der Bäcker hat Mehl vom Müller gekauft. Es gab Dorfgemeinschaften, die einen zentralen Lehmbackofen im Ort hatten und ihr eigenes Brot buken.“ Solch ein Lehmbackofen steht auch an der Glinder Mühle. Ein nach historischem Vorbild nachempfundenes Exemplar. „Der Bäcker buk jeden Tag, aber die Dorfgemeinschaften nur einmal die Woche oder gar einmal im Monat“, sagt der Mühlenexperte. Die Backöfen seien entsprechend groß gewesen.

„In unseren Ofen passen rund 40 Brote. Spontan geht das aber nicht, man muss am Tag vorher anfangen.“ Dann wird der Ofen vorgeheizt. Am nächsten Tag werde er dann nochmals aufgeheizt. „Bei etwa 450 Grad Celsius fegen wir die Holzkohle aus und wischen den Ofen nass aus. Dann kommen die Brotlaibe hinein, die bis zu einer Stunde backen müssen“, sagt Bode. Zu besonderen Anlässen wie dem Mühlentag backt er in dem Lehmofen das Glinder Mühlenbrot für die Besucher.

Weitere Informationen zum Deutschen Mühlentag und alle Adressen der teilnehmenden Mühlen in Hamburg und Umland gibt es im Internet unter www.muehlen-dgm-ev.de .