Die CSU-Rebellin, die Edmund Stoiber stürzte, ist als Bürgermeisterkandidatin im Gespräch

Sylt. „Sylt ist eine Legende“, findet Gabriele Pauli, die in gewissen CSU-Kreisen ebenfalls Legendenstatus besitzt. Das würde also gut passen. Und tatsächlich hat die CSU-Rebellin mit den knallroten Haaren kürzlich Interesse signalisiert, den im Mai 2015 frei werdenden Bürgermeisterposten der Inselgemeinde zu übernehmen. „Dort Bürgermeisterin zu werden, wäre eine Ehre“, hat sie dieser Tage der „Sylter Rundschau“ gestanden.

Was allerdings noch nicht bedeutet, dass die Fränkin nun tatsächlich auch kandidiert. „Das wird sich alles zeigen“, sagt sie. So ist sie halt – die Frau, die 2006 den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zum Rücktritt zwang und danach erst in der CSU, dann bei den Freien Wählern und zuletzt auch mit einer eigenen Partei namens Freie Union scheiterte. Wobei die Umstände dieses Scheiterns nicht immer klar herauszuarbeiten waren. Bei Pauli, 56, wird es rasch nebulös.

Das gilt auch für ihre Liaison mit der Insel der Reichen und Schönen. Man habe sie angerufen, hat sie der „Sylter Rundschau“ erzählt. „Ich habe mehrere Anfragen erhalten, von verschiedenen Sylter Bürgern.“ Namen nennt sie nicht. Von dem Gerücht hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Jensen auch gehört – genau einen Tag vor der Zeitungsveröffentlichung. Seitdem hat er nicht einen Sylter Bürger gefunden, der Pauli um eine Kandidatur gebeten haben könnte. „Für uns ist sie kein Thema“, sagt Jensen. „Wir haben bereits einen Kreis von Kandidaten und werden uns in den kommenden vier bis sechs Wochen auf einen Bewerber festlegen.“

Auch bei der SPD ist Pauli chancenlos. „Sie hat ja vor Ort überhaupt keine Kenntnisse“, sagt Eberhard Eberle (SPD), der Vorsitzende des Sylter Sozialausschusses.

Ortskenntnisse könnte man sich natürlich aneignen. Vielleicht beugt sich die in Zirndorf bei Nürnberg lebende Pauli gerade in diesem Moment über einen Stadtplan von Sylt. Ob das so ist, lässt sich allerdings nicht sagen, denn der Versuch einer Kontaktaufnahme mit der „roten Rebellin“ (so der Titel des von ihr verfassten Buches) schlug fehl. Aus den Aussagen ihres aktuellen Interviews lässt sich ein Interesse an dem Bürgermeisterposten, den die langjährige Verwaltungschefin Petra Reiber Ende April kommenden Jahres frei machen wird, jedenfalls nicht ableiten. Dem Magazin „The European“ sagte die ehemalige Landtagsabgeordnete, die im September 2013 nicht erneut kandidierte und wohl auch kaum Chancen auf einen Wiedereinzug gehabt hätte: „Jetzt bin ich wieder in einem neuen Abschnitt, da ich die Politik zumindest mandatsmäßig verlassen habe. Ob ich irgendwann noch einmal zurückkehre, weiß ich nicht. Momentan genieße ich die Ruhe und Gelassenheit.“

Die genießt Wolfgang Jensen ebenfalls. Er kann das sogar auf der „legendären“ Insel Sylt tun. Der CDU-Fraktionschef weiß: „Bei uns kommen leicht mal ein paar Gerüchte auf.“ Bis zur Bürgermeisterwahl im Dezember ist noch viel Zeit für viele Gerüchte.