In Niedersachsen steigen die Preise für landwirtschaftliche Flächen rasant. Bodenspekulanten machen dem Land Sorgen

Hannover. Die Preise für landwirtschaftliche Flächen in Niedersachsen steigen rasant und das bringt immer mehr Landwirte in die Klemme. Sie können sich den eigentlich nötigen Zukauf von Flächen oder die Pacht nicht mehr leisten. Der grüne Landwirtschaftsminister Christian Meyer will gegensteuern und hat ausnahmsweise die Verbände der Branche auf seiner Seite – bei dem Versuch, die zunehmende Bodenspekulation zu bremsen.

Rund 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen gibt es in Niedersachsen, mehr als die Hälfte davon ist gepachtet. Allein zwischen 2010 und 2013 sind die Pachtpreise um etwa 40 Prozent gestiegen. Ähnlich sieht die Entwicklung beim Kaufpreis aus: Von 2011 bis 2012 stieg der Hektarpreis um zwölf Prozent auf 21.146 Euro.

Aber auch das ist, wie Minister Meyer am Dienstag in Hannover auf einer Fachtagung betonte, nur die halbe Wahrheit. Besonders teuer ist die knappe landwirtschaftliche Fläche in der Region Weser-Ems mit der Intensivviehhaltung und der größten Dichte an Biogasanlagen. Mit 600.000 Hektar hat der Maisanbau in Niedersachsen inzwischen zum Getreideanbau aufgeschlossen.

Im Landkreis Cloppenburg mit der größten Schweinedichte in Deutschland werden inzwischen für besonders gute Äcker mehr als 60.000 Euro je Hektar gezahlt. In Landkreisen wie Aurich und Wesermarsch überschreiten die Pachtpreise die 1000-Euro-Marke pro Hektar. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt werden 307 Euro gezahlt. Mit einem weiteren Anstieg muss laut Minister Meyer gerechnet werden, wenn immer mehr langfristig abgeschlossene Pachtverträge in den kommenden Jahren auslaufen. Zusätzliches Problem für Bauern, die Flächen suchen: Gehandelt werden im Durchschnitt der Jahre nur etwa 0,7 Prozent oder umgerechnet 15.000 Hektar.

Für den rasanten Preisanstieg gibt es mehrere Gründe. Die Biogasanlagen werden mit Mais gefüttert, und die sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Erst die jetzt anstehende Novelle des Gesetzes über erneuerbare Energie (EEG) wird den Zuwachs bremsen. Immer teurer bezahlen lassen sich die Bauern auch Flächen für Windräder. Hinzu komme, wie Meyer vorrechnete, der unverminderte Flächenverbrauch für Wohnbebauung, Verkehrswege und Industrie. 75 Hektar seien das an jedem Tag: „Das ist etwa so viel wie 110 Fußballfelder und eine dramatische Tendenz.“ Die Bundesregierung strebt an, den täglichen Flächenverbrauch auf 30 Hektar zu begrenzen, laut Meyer will Niedersachsen den Flächenverbrauch sogar noch ehrgeiziger auf drei Hektar reduzieren.

Was dem Minister und auch den Verbänden der Landwirte zusätzlich Sorgen bereitet, ist die Nachfrage nach Agrarflächen durch Investoren, die nicht aus der Branche kommen, weil diese Flächen in unsicheren Währungszeiten als profitable Kapitalanlage gelten. Auf dem Bodenmarktsymposium in Hannover versicherte der Minister: „Das will diese Landesregierung nicht tatenlos hinnehmen, fruchtbarer Ackerboden ist kein Spekulationsobjekt.“

Meyer zeigte sich zuversichtlich, dass das Land über eine Reform des Grundstücksverkehrs- und Landpachtrechts dafür sorgen kann, dass künftig die Preise gedeckelt werden und der Flächenverkauf so gesteuert werden kann, dass bäuerliche Betriebe ein Vorrecht auf Flächenkauf bekommen: „Fremdinvestoren und Heuschrecken zählen nicht dazu.“ Das Ziel, wie es auch schon im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen festgeschrieben worden sei: „Wir wollen Bauernland statt Bankenland.“

Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren professionelle Fonds und Industrielle vor allem in den fünf neuen Bundesländern bereits im großen Stil Ackerflächen aufgekauft. Meyer will sich zudem dafür starkmachen, dass auch kleinere Betriebe Boden günstig erwerben können. „Wir wollen eine positive Agrarstruktur neu definieren.“