Niedersachsens Innenminister vergibt den Titel heute an die Stadt, die sich Imagegewinn und Einnahmen verspricht

Buxtehude. Für die im Jahr 959 erstmals erwähnte und 1285 gegründete Stadt an der Deutschen Märchenstraße beginnt ein neues märchenhaftes Kapitel der Stadtgeschichte: Buxtehude darf sich vom heutigen Montag an wieder mit dem Titel „Hansestadt“ schmücken. Berühmt hat die heute knapp 40.000 Einwohner zählende Stadt südlich von Hamburg unter anderem die Geschichte eines spektakulären Wettlaufs zwischen Hase und Igel gemacht. Dass Buxtehude eben an der Deutschen Märchenstraße liegt, verleitet so manchen Staunenden südlich von Hannover zu der Frage, ob es diese Stadt, in der „die Hunde mit dem Schwanz bellen“, tatsächlich gibt.

Und ob: Zu Buxtehude, mit seinen historischen Fachwerkhäusern, der imposanten Backsteingotik, mit St.-Petri-Kirche, Zwinger sowie Fleeth und dem kleinen Hafen an der Este gehört in seiner mehr als 800-jährigen Geschichte auch die Ära der Hanse. Von 1363 bis 1598 waren viele Buxtehuder Mitglieder im hanseatischen Handelsverbund der niederdeutschen Kaufleute. Im aktuellen Bestreben, Buxtehudes Image für Touristen, aber auch für die heimische Wirtschaft, Kunst und Kultur aufzupolieren, bekommt die Verleihung des neuen Hansetitels eine ganz besondere Bedeutung für die Stadt an der Este.

Beim Festakt am heutigen Montag wird Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) die offizielle Urkunde an die Stadt überreichen. Um 1285 sei Buxtehude die erste deutsche Stadt gewesen, die gezielt um ein künstlich angelegtes Hafenbecken gebaut worden sei, um Handel, Wandel und Schifffahrt zu beleben, so die Darstellung in den Geschichtsbüchern zur Anknüpfung an mehr als 200 Jahre Hansezeit.

Vor der Urkundenverleihung und Namensänderung für Buxtehude war bereits am Wochenende in der Altstadt der neue Status bei einem Hansefest zünftig gefeiert worden, so Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur.

Mit finanziellen Vorteilen oder besonderen Förderungen sei der schmückende „Hansetitel“ nicht verbunden, so der parteilose Politiker. „Wir freuen uns einfach, die alte Tradition der Hanse wieder aufleben zu lassen“, sagt Badur. „Bereits in den 1980er-Jahren trat Buxtehude der ‚Hanse der Neuzeit‘, der internationalen Wirtschaftshanse bei.“ Damit verbunden sieht Bürgermeister Badur neue Wirtschaftspotenziale ebenso wie die positiven Werte der Hanse für ehrbare Kaufleute, Handel, Internationalität, Austausch und Kultur. Der Wirtschaftsbund Hanse stehe für die traditionellen Werte im modernen Geschäftsleben und sei offen für Unternehmen aller Branchen, so Badur.

Die mit dem neuen Namen der Hansestadt Buxtehude verbundenen Änderungen will Badur sukzessive angehen, um die Kosten nicht ausufern zu lassen. „So werden die Ortsschilder zunächst mit einer Folie überklebt, um den neuen Namenszug sichtbar zu machen“, sagt Badur. Etwa 600 Euro koste dies die Stadtkasse.

Zu den weiteren Änderungen, die von der Stadtverwaltung in den einzelnen Abteilungen umgesetzt werden, gehören neben neuen Briefköpfen auch die Erstellung einer Ratsvorlage zur Änderung der Hauptsatzung, über die bereits vom Rat entschieden wurde, so Stadtsprecherin Kerstin Geresser. Zudem werde die Bezeichnung Hansestadt im „Allris“ (Rats- und Bürgerinformationssystem), bei den Dienstsiegeln und Stempeln, bei Ansagetexten auf den Anrufbeantwortern, in Telefonbucheinträgen, auf dem Schriftzug am Empfang des Stadthauses, auf den Feuerwehrfahrzeugen und natürlich auch auf dem Internetauftritt der Stadt zu sehen beziehungsweise zu hören sein.

„Das Zeitfenster ist dabei ganz unterschiedlich, einige Maßnahmen müssen bereits mit Wirkung vom 28. April umgesetzt werden, andere haben etwas länger Zeit“, sagt Geresser. Was die „Hansestadt“ Buxtehude insgesamt kosten wird, könne noch nicht beziffert werden.

Langfristig könne sich der Titel Hansestadt jedoch wirtschaftlich wie Image fördernd auswirken. Denn wie die Nachbarstadt Stade oder Hamburg, Bremen, Rostock, Wismar und Stralsund den Namen „Hansestadt“ zu führen, das lasse einen Hauch von Weltoffenheit und maritimem Flair über Buxtehude wehen. Dies soll im neuen Tourismusmarketing, aber auch beim neuen Hafenkonzept, an dem eine Gruppe um die Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt arbeitet, neue Impulse setzen. Dazu gehört auch ein jüngst angeschafftes Ausflugsschiff, eine ehemalige Zollbarkasse, die mit ihrem Tiefgang von nur einem Meter ideal für die Este sei. Dieter Klar, Präsident des Buxtehuder Kulturforums, hat das Schiff mit Konrad Schittek aus Moorende gekauft. „Wir wollen wieder Leben auf die Este bringen – und den Fluss erlebbar machen“, sagt Klar. Deshalb haben Buxtehuder und Altländer Bürger jetzt auch den „Förderverein Buxtehuder Hafen und Este“ gegründet.