Nachbarjunge gesteht, die 18-jährige Lisa Marie in Tornesch getötet zu haben. Elfjährige Aya von Bruder umgebracht

Tornesch. Zwei Morde an jungen Mädchen haben das Hamburger Umland erschüttert: der gewaltsame Tod der 18-jährigen Lisa Marie aus Tornesch und der Tod eines elfjährigen Mädchens in Neu Wulmstorf. Nun gibt es in beiden Fällen neue Erkenntnisse.

Ein 16-jähriger Schüler aus Tornesch, der bereits am Montag wegen dringenden Tatverdachts festgenommen worden war, hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft Itzehoe gestanden, die 18-jährige Lisa Marie, deren verscharrter Leichnam am Montag gefunden worden war, getötet zu haben. Der Nachbarjunge habe die junge Frau von hinten umfasst und erwürgt, erklärte Oberstaatsanwalt Uwe Dreeßen. Gegen den 16-Jährigen ist Anklage wegen Mordes erhoben worden. Er wurde vom Haftrichter an die Jugendstrafanstalt in Schleswig überstellt, dort sitzt er in Untersuchungshaft.

In Tornesch herrscht Fassungslosigkeit über die Tat. Der Vater des geständigen 16-Jährigen hatte nach der Vermisstenmeldung über das soziale Netzwerk Facebook zur Suche nach Lisa Marie aufgerufen und sich gemeinsam mit der Feuerwehr an der Suche nach der Auszubildenden beteiligt. Sein Sohn hatte die junge Frau als Letzter lebend gesehen. Um den Verdacht von sich abzulenken, hat der Junge nach Angaben der Ermittler zunächst erzählt, dass Lisa Marie Probleme mit ihrem Freund gehabt habe. Bereits in der Vergangenheit soll der mutmaßliche Täter nach Abendblatt-Informationen negativ aufgefallen sein. So soll er bereits früher ein Mädchen gewürgt haben und deshalb in der Schule in eine andere Klasse versetzt worden sein. Zudem existiert ein Profil unter seinem Namen auf der Internet-Videoplattform YouTube, auf dem Gewaltdarstellungen verlinkt sind. Wie sein 18-jähriges Opfer Lisa Marie war auch der Täter in der Feuerwehr Tornesch-Ahrenlohe aktiv.

Auch im Fall der getöteten elf Jahre alten Aya aus Neu Wulmstorf kommen immer mehr Details ans Licht. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Stade steht jedoch offensichtlich auf tönernen Füßen. Festgenommen wurde, so das offizielle Statement, ein 18-Jähriger aus dem „familiären Umfeld“. Dabei soll es sich um den Bruder des kleinen Mädchens handeln. Dieser hatte zu dem Vorwurf keine Angaben gemacht und wird, so sickerte es aus Kreisen der Ermittlungsbehörden durch, auch in naher Zukunft keine Aussage machen.

Aya war am Freitag verschwunden. Wer genau das Mädchen vermisst gemeldet hatte, wollten die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, heißt es offiziell von der zuständigen Staatsanwaltschaft. In der Nacht zu Sonnabend war das kleine Mädchen tot im Gartenschuppen auf dem Grundstück des Elternhauses an der Theodor-Heuss-Straße gefunden. Der Vater ist Ingenieur, die Mutter Ärztin.

Seit Sonnabendmorgen ermittelt eine 24-köpfige Mordkommission. Sie stellte auch den dringenden Tatverdacht gegen den 18-Jährigen her. Was den jungen Mann so stark belastet, dass er schließlich dem Haftrichter vorgeführt wurde, blieb jedoch ebenfalls geheim. In den vergangenen Tagen befragten die Ermittler nicht nur intensiv die Familie, auch bei zahlreichen Anwohnern war die Polizei. Dennoch ist es offenbar nicht gelungen, den letzten Tag im Leben der Elfjährigen zu rekonstruieren.

Vor Ort zeugen nur noch wenige Spuren von dem Verbrechen. Die Rollläden des Reihenhauses, in dem Aya mit ihrer Familie lebte, sind heruntergelassen. Vor dem Schloss an der Haustür klebt ein gelbes Siegel der Kriminalpolizei, auf den Treppenstufen liegt einsam ein Strauß Tulpen. In den Köpfen vieler Nachbarn ist der Vorfall deutlich präsenter, doch nur wenige wollen sich zu dem Fall äußern. Zu verstörend ist der Tod des Mädchens, zu viele Kamerateams und Journalisten waren in den vergangenen Stunden auf der Jagd nach Antworten.

Nur eine Nachbarin öffnet die Tür. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das Mädchen tot ist“, sagt sie und kämpft sichtlich mit den Tränen. Sie erzählt von Ayas Familie. Die sei immer sehr freundlich gewesen. Besonders positiv aufgefallen ist der Nachbarin, dass vor allem Ahmed, der älteste Sohn, sich liebevoll um seine jüngeren Schwestern kümmerte. Die Jüngste ist gerade mal drei Jahre alt. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass Ahmed das getan haben soll“, sagt die Nachbarin erschüttert.

Auch im nahe gelegenen Einkaufszentrum an der Neu Wulmstorfer Bahnhofsstraße ist das schreckliche Verbrechen ein Thema. Natürlich. „Wer immer es gewesen ist, der Täter gehört ins Gefängnis“, meint ein älterer Herr beim Bäcker klar. „Ein Kind umzubringen, das ist das Schlimmste, was es gibt“, sagt er.

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