Mehr Menschen von Bau der Schienenwege betroffen. Bahn will betroffene Regionen informieren

Hannover. Der steigende Gütertransport auf der Schiene vor allem im Seehafenverkehr bringt die Deutsche Bahn AG in Norddeutschland bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen. Entscheidungen aber über den angestrebten Ausbau der Schienenverbindungen werden nach Einschätzung des Konzernbevollmächtigten der Bahn, Ulrich Bischoping, frühestens 2016 fallen, wenn der neue Verkehrswegeplan des Bundes in Kraft getreten ist.

Bischoping rechnet bis zum Jahr 2025 mit einem Transportzuwachs von 25 Prozent, zeigte sich aber am Freitag in Hannover überzeugt, dass alle jetzt vorgelegten Planungsvarianten geeignet sind, die zusätzlichen Verkehre zu bewältigen. Nachdem die Bahn über 20 Jahre lang auf die Y-Trasse gesetzt hat, also eine Neubaustrecke im Dreieck Hamburg–Hannover–Hamburg vor allem für den Personenverkehr, gibt es jetzt ein halbes Dutzend Alternativen, die alle preiswerter ausfallen, als die auf 2,7 Milliarden Euro veranschlagte Y-Trasse. Im Gegenzug ist je nach Variante die Zahl der betroffenen Wohneinheiten sehr viel größer, weil bei einem Ausbau von bestehenden Schienenwegen der Verkehr auch in Zukunft durch die vielen Städte und Dörfer an der jeweiligen Strecke fahren soll.

Zwei Varianten beschäftigen sich mit dem Ausbau von Bestandsstrecken mit Schwerpunkt eines viergleisigen Ausbaus der Strecke von Hamburg Maschen über Lüneburg nach Uelzen, wobei beim großzügigeren Ausbauprojekt dann auch noch die Strecke Uelzen– Celle um ein drittes Gleis erweitert werden soll. Hinzu kommen weitere punktuelle Verbesserungen. Diese große Variante ist dabei mit 2,5 Milliarden Euro beinahe so teuer wie die alte Y-Planung. Größter Nachteil: Der großzügige Bestandsausbau würde 55.000 Wohneinheiten betreffen, die Y-Trasse dagegen nur 2000.

Drei weitere Varianten gehen von einer kürzeren Neubaustrecke aus Hamburg im Norden und vorbei an Lüneburg und Uelzen aus, um dann wieder auf die bestehenden Gleise zu stoßen. Zu allen Varianten gehören weitere lokale Projekte etwa zur Beseitigung von Engpässen auch auf der Strecke Hannover–Bremen. Alle Planvarianten sollen laut Bahn gewährleisten, dass die bereits strapazierten Knotenpunkte Hamburg, Bremen und Hannover nicht zusätzlich belastet werden.

Aus der Sicht der rot-grünen Landesregierung ist es besonders wichtig, dass es nun Alternativen zur Y-Trasse gibt, gegen die vor allem die Grünen als kleinerer Koalitionspartner in der Vergangenheit massiv Front gemacht haben. Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) warnt davor, die Fehler bei der Y-Trasse jetzt zu wiederholen: „Wir können es uns nicht erlauben, noch einmal 15 Jahre zu verlieren.“ Er drängt darauf, neben der Hauptstrecke von Nord und Süd als Querverbindung durchs Land von Westen nach Osten die sogenannte Amerikalinie zwischen Bremen/Landwedel und Uelzen auszubauen. Die Bahn AG will jetzt in den jeweils betroffenen Regionen informieren, erfüllt damit eine Forderung des Landes nach umfassender Bürgerbeteiligung.