Fachtagung: Atomkraftgegner monieren Notfallpläne für Meiler in Niedersachsen. Umweltminister Stefan Wenzel: “Wir wollen besten Schutz für die Bevölkerung zeitnah realisieren.“

Hannover. Die niedersächsische Landesregierung will die Evakuierungszonen für den Fall eines schweren Unfalls um die beiden Kernkraftwerke Grohnde und Emsland ausweiten. Der grüne Umweltminister Stefan Wenzel kündigte am Mittwoch auf einer kerntechnischen Fachtagung in Hannover an, gemeinsam mit dem Innenministerium arbeite sein Haus derzeit an den Details der entsprechenden Gesetzesvorlage: „Wir wollen besten Schutz für die Bevölkerung zeitnah realisieren.“ Derzeit gelten noch Evakuierungsbereiche mit einem Radius von zehn Kilometern, Atomkraftgegner fordern einen Radius von über 100 Kilometer, dies würde dann auch die Landeshauptstadt Hannover betreffen mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Auf der Fachtagung vorgestellt wurden Ergebnisse der laufenden Überprüfung aller Sicherheitsvorkehrungen an den beiden niedersächsischen Druckwasserreaktoren Grohnde bei Hameln und Emsland bei Lingen mit jeweils rund 1400 Megawatt Bruttoleistung. Grohnde soll Ende 2021 vom Netz gehen und Emsland ein Jahr später. Die Überprüfung aller Sicherheitsaspekte durch das Ministerium, aber auch externe Fachleute ist Teil des Koalitionsvertrags von SPD und Grünen, die Niedersachsen seit Februar 2013 regieren. Die Überprüfung geht noch einmal deutlich hinaus über den europaweiten Stresstest, mit dem die Europäische Union auf die Atomkatastrophe von Fukushima reagiert hat. Sicherheitsmängel sind dabei laut Umweltministerium in Hannover nicht festgestellt worden.

Als Konsequenz aus den neuen Prüfungen hat aber der Betreiber der beiden Kernkraftwerke, der E.on-Konzern, inzwischen weitere mobile Pumpen und Stromaggregate angeschafft. Der E.on-Vertreter Michael Fuchs versicherte, in Grohnde sei Vorsorge getroffen worden auch für bislang nie erreichte Wasserstände der Weser: „Aber auch dafür, wenn die Weser plötzlich weg ist“. Erwartungsgemäß kam es zu teils hitzigen Debatten zwischen dem Vertreter von E.on, aber auch anderen Experten einerseits und den zahlreich vertretenen Fachleuten der Atomkraftgegner. Die monierten etwa, dass für den Fall eines Sonnensturms mit Ausfall der Transformatoren keine Notfallmaßnahmen vorgesehen seien. Wissen wollten sie auch, was im Fall einer Pandemie passiere, wenn auch viele Mitarbeiter der Atommeiler erkranken und ausfallen. E.on-Vertreter Fuchs versicherte, auch dafür sei Vorsorge getroffen, aber die Details müssten vertraulich bleiben.