Flugsicherung beobachtet unbekanntes Objekt auf dem Radar – Ermittlungen wegen Eingriffs in den Flugverkehr

Bremen. Bremer, die am Montagabend gegen 19 Uhr im Stadtteil Neustadt unterwegs waren, mochten ihren Augen kaum trauen. Beim Blick in den Himmel entdeckten sie ein fliegendes Etwas – ein mysteriöses, bisher nicht identifiziertes Flugobjekt, das sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit fortbewegte.

Das Ding sorgte für allerhand Wirbel in der Hansestadt: Flüge mussten gestrichen und umgeleitet werden, die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen aus. Wenige Stunden später entschwand es unerkannt. „Wir wissen noch immer nicht, was da war, aber es war was da“, sagte Polizeisprecher Dirk Siemering. Inzwischen ermittelt die Bremer Polizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr.

Das unbekannte Flugobjekt – kurz Ufo – war am Montagabend von 18.47 Uhr an mehrfach kurzzeitig auf dem Radar der Flugsicherung aufgetaucht. Ein Lotse im Bremer Tower hatte auf dem Radar ein Flackern bemerkt und dann ein fliegendes Etwas gesehen. Gegen 19.18 war das Objekt über dem Bremer Stadtteil Neustadt gesichtet worden, im weiteren Verlauf dann auch beim Flug über die Innenstadt bis zum Weserstadion. Zeugen schilderten, das Objekt sei so „groß wie ein kleiner Hubschrauber“ gewesen, habe sich mal mit wechselnder Geschwindigkeit fortbewegt, mal minutenlang auf einer Stelle verharrt, sei mal beleuchtet, mal unbeleuchtet gewesen und habe rund 300 Meter über der Erde geschwebt, dabei sei zwischenzeitlich ein „weiß-gelb-rotes Blinklicht“ zu sehen gewesen, hieß es von der Polizei auf Abendblatt-Anfrage. „Es hatte Positionsleuchten, ganz normal, rot, grün, auf jeder Seite ein Landelicht“, berichtete die Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung, Anja Naumann, am Dienstag. Die Polizei informierte nach Angaben von Sprecher Nils Matthiesen sofort alle Streifenwagen.

Kurze Zeit später meldeten sich zwei Beamte, die gerade in der Nähe des Weserstadions unterwegs waren. Sie sahen ein leuchtendes, hubschrauberähnliches Objekt. Ein aus Niedersachsen angeforderter Hubschrauber konnte allerdings nichts finden. Die Polizei hofft nun auf Zeugenaussagen, die helfen, den Fall aufzuklären. Zuletzt beobachtet wurde das Ufo um 20.52 Uhr, da flog es in Richtung Werder-See. Genauso plötzlich wie es gekommen war, verschwand es wieder: Drei Stunden nach dem ersten Kontakt war das unbekannte Flugobjekt endgültig von den Radarschirmen verschwunden.

Wegen des Zwischenfalls musste am Bremer Flughafen ein Flug aus Frankfurt gestrichen werden, eine weitere Maschine aus München wurde nach Hannover umgeleitet. Eine Maschine aus Paris musste über Bremen kurze Zeit in der Luft ausharren, ehe sie landen konnte.

Auch am Tag nach den spektakulären Sichtungen hatte die Bremer Polizei das Rätsel um die leuchtende Erscheinung am Abendhimmel noch nicht gelüftet. Bis Mittag zählten die Beamten mehr als 20 Hinweise von Augenzeugen. „Spielzeug war es sicherlich nicht. Dafür war es viel zu groß. Wir können aber auch nicht sagen, ob es ein Ein-Mann-Hubschrauber war. Möglicherweise handelte es sich um eine Drohne“, sagte Siemering und wunderte sich ein wenig: „Das ist schon seltsam.“ Gegen einen Ballon spreche indes, dass sich das Ufo mal schnell, mal langsam fortbewegte. Sollte tatsächlich eine fliegende Untertasse mit außerirdischen Besuchern an Bord die Erklärung für das Phänomen am Firmament über Bremen sein, dann könne es dafür nur einen guten Grund geben. „Weil Bremen nun mal eine interessante Stadt ist.“

Für Polizei und Flugsicherung ist der Fall etwas Neues. „Das gab es in dieser Form noch nicht“, sagte Matthiesen. Es würden zwar immer mal wieder Objekte am Himmel gesichtet, aber solche Auswirkungen habe es bislang nicht gegeben. Die Sprecherin der Flugsicherung stimmt dem zu. „Es kam schon mal vor, dass ein ferngesteuertes Objekt in die Kontrollzone eingeflogen ist, aber es hat dadurch keinen Flugverkehr beeinträchtigt und war innerhalb einer Minute wieder weg.“ Was auch immer den Himmel über Bremen am Montag zur Schaubühne gemacht hat: Die Ermittlungen der Polizei richten sich gegen noch unbekannte Erdbewohner wegen eines höchst irdischen, gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft. Zudem erwarten den oder die Verantwortlichen Schadenersatzforderungen der betroffenen Fluggesellschaften – und die sind nicht selten astronomisch hoch.

Am Sonntag war in der sächsischen Gemeinde Neumark bei Zwickau ein zunächst nicht identifiziertes Fluggerät auf dem Feld hinter dem Haus eines Mannes gelandet. Stunden später entpuppte es sich als ein ferngesteuerter Modellzeppelin.