Modell einer Weiterführung durch die Hebammen ist gescheitert – Asklepios ist zufrieden

Sylt. Auf der Nordseeinsel Sylt wird ab Jahresbeginn kein Kind mehr auf die Welt gebracht werden können. Der Versuch, die Geburtshilfestation in Westerland zu erhalten, ist doch noch gescheitert, nachdem es zuvor nach einer Rettung ausgesehen hatte. Das teilte das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium mit. Kurz zuvor hatten die Sylter Hebammen erklärt, das Modell „Sylter Kreißsaal“ nicht mittragen zu wollen. Schwangere müssen sich nun zum Entbinden eine Klinik auf dem Festland suchen. Die Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) sagte: „Die Entscheidung ist eine Enttäuschung für Sylt und für mich.“

Asklepios dürfte nicht enttäuscht sein. Ihm gehört die Nordseeklinik in Westerland mit dem Kreißsaal, in dem Sylterinnen bisher gebären konnten. Doch Asklepios wollte diese Geburtshilfestation nicht weiterbetreiben. Zwei Argumente wurden dafür ins Feld geführt. Zum einen hieß es, dass die Klinik die Prämie für die Berufshaftpflichtversicherung des externen Gynäkologen aus rechtlichen Gründen nicht weiterbezahlen könne. Außerdem wurde recht unverhohlen die Qualität der Sylter Frauenärzte und Hebammen in Zweifel gezogen.

Auf der Insel habe es in den Jahren 2011 und 2012 je einen Todesfall gegeben, sagte Asklepios-Pressesprecher Franz Jürgen Schell. Und weiter: „Wenn man das hochrechnet, dann hat Sylt in etwa das Geburtensterblichkeitsrisiko von Kasachstan oder den Fidschi-Inseln und steht damit schlechter da als Rumänien und Albanien.“

Die Gesundheitsministerin hatte versucht, die Station mit einem neuen Konzept weiterzuführen. Betreiber sollten die drei Sylter Hebammen sein. Die Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung (40.000 Euro im Jahr) sollten die Inselgemeinde, der Kreis Nordfriesland und das Land übernehmen. Doch nach einem Gespräch am vergangenen Donnerstag zogen die drei Hebammen die Reißleine. In einer Presseerklärung begründen sie ihren Rückzug: „Das Betreiben eines Geburtshauses, welches dann in der Hauptverantwortung von uns Hebammen liegt, wäre für uns eine sehr große Belastung, sowohl was die tägliche Arbeit, aber auch rechtliche Aspekte betrifft.“

Eberhard Eberle (SPD), der Vorsitzende des Sozialausschusses der Inselgemeinde, erzählt, dass es auch immer wieder Urlauberinnen gegeben hat, die zum Gebären auf die Insel kamen. Der Eintrag „Geburtsort Sylt“ war attraktiv. „Wir müssen das erst einmal verkraften, dass es das jetzt nicht mehr gibt “, sagt Eberle.

Das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium will nun rechtlich prüfen lassen, ob Asklepios die Geburtshilfestation so einfach dichtmachen kann. Immerhin habe der Krankenhauskonzern einen Versorgungsauftrag für die ganze Insel, heißt es im Ministerium. Die Opposition ist nicht so zurückhaltend. „Ich erwarte, dass das Ministerium Asklepios in die Pflicht nimmt“, sagt Astrid Damerow, CDU-Landtagsabgeordnete aus Nordfriesland.