Die bekannte Altländer Sorte Ingrid-Marie stammt aus Dänemark und kam erst 1940 nach Jork

Jork. Der Apfel gehört für viele zu Weihnachten auf den „bunten Teller“ wie Mandarinen und Marzipan. Eine bekannte Altländer Sorte, die wegen ihrer kräftig-saftigen, erfrischenden Note an den Festtagen beliebt ist, heißt Ingrid-Marie. „Fein säuerlich bis mild schmecken diese Früchte, sie sind nicht zu groß und damit auch für Kinder gut geeignet“, sagt Obstbauer Hein Lühs aus Jork. Dabei hat Ingrid-Marie ihren Aufstieg zum Weihnachtsapfel einem Zufall zu verdanken, wie auch die Entdeckung der Sorte selbst vor 100 Jahren eher eine Laune des Alltags war.

Es begann auf einem Pausenhof der Berufsschule von Flemloese auf der dänischen Insel Fünen. Dort leuchteten im Herbst 1912 rotbackige Äpfel einer bis dahin unbekannten Sorte an einem Baum. Der Lehrer meldete sie der Fachwelt. Er benannte sie nach seiner schönen, früh gestorbenen Tochter, Ingrid-Marie.

Die neue Sorte wurde durch Triebe vermehrt. Einige davon kamen im Kriegsjahr 1940 ins Alte Land. Dort haben Gartenbauexperten den Neuzugang hochgepäppelt und weitergezüchtet. Ingrid-Marie wurde die Sorte nach Maß für den Marschboden und das maritim geprägte Klima an der Niederelbe, wie Matthias Görgens vom Obstbau-Beratungszentrum Jork betont: „Es ist ein Apfel, der in die nordischen Länder passt, in Süddeutschland gedeiht er nicht, noch weiter südlich geht es überhaupt nicht.“ Vor allem ältere Menschen und Liebhaber traditioneller Obstsorten schätzten diesen Apfel bis heute.

Ingrid-Marie wird Mitte September gepflückt, kommt aber erst im Dezember aus den Kühlräumen, hat also zu Weihnachten die volle Genussreife. „Wenn er richtig und exakt gelagert wird, dann ist er so knackig und frisch, als wäre er gerade vom Baum gepflückt worden“, erläutert Obstbauer Lühs, der 30 Ingrid-Marie-Bäume gepflanzt hat. Allerdings habe die wirtschaftliche Bedeutung dieser Sorte immer weiter abgenommen, meint Görgens. „Im Alten Land macht sie nur noch ein Prozent der Anbaufläche aus, auf der rund 4000 Tonnen Äpfel geerntet werden.“

Bis in den Februar werden die Äpfel der Sorte Ingrid-Marie verkauft, die zur Cox-Gruppe gehören. Cox Orange gilt als besonders würzig und ist auch in der weihnachtlichen Küche, etwa im Rotkohl, gefragt. Als Bratapfel empfiehlt Obstbäuerin Beate Lühs besonders den Roten Boskoop mit seiner herzhaft-fruchtigen Note.

Allein im norddeutschen Raum wurden vor gut 200 Jahren noch rund 700 Apfelsorten angebaut. Damit alte deutsche und europäische Apfelsorten wieder in aller Munde sind, trafen sich erst im Oktober Apfelkundler (Pomologen) und Verbraucher rund um das Loki-Schmidt-Haus in Klein Flottbek zum 24. Europäischen Apfelfestival Europom. Das Treffen mit Experten aus 13 Ländern fand zum ersten Mal in der Hansestadt statt und ersetzte in diesem Jahr die traditionellen Norddeutschen Apfeltage in Ammersbek. Veranstalter Ulrich Kubina plant bereits die Apfeltage 2014.