Plön. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Zehntausende Vögel sind derzeit zu Besuch in Schleswig-Holstein, viele wollen den Winter im Land zwischen Nord- und Ostsee verbringen. „Für die sind wir schon der sonnige Süden“, sagt Bernd Koop vom Verein Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg. Andere machen nur einen Zwischenstopp. Sie rasten auf dem Zug in die südlichen Winterquartiere, um noch einmal ihre Energiereserven aufzufüllen.

Bei einem Spaziergang im Südosten des Landes kann man besonders auf abgeernteten Maisfeldern Schwärme von Kranichen sehen. „Die stehen tagsüber auf den Maisstoppeln und fressen die Reste der Maisernte – rausgefallene Körner, aber auch andere Pflanzenteile und junges Grün“, erzählt Koop. Derzeit seien die drei größeren Schlafplätze im Kreis Herzogtum Lauenburg noch alle besetzt.

Eine Besonderheit in diesem Winter ist eine „Invasion“ von Kreuzschnäbeln – kleinen Finken, die sich von Zapfensamen ernähren, die sie mit ihrem übereinandergekreuzten Ober- und Unterschnabel aus den Fichtenzapfen herausschälen. In diesem Jahr fanden sie in ihrer Heimat Skandinavien nicht genügend Fichtenzapfen, sodass sie abwanderten, erklärt Koop. Bis zu 10.000 Kreuzschnäbel bereiten sich daher auf die Brut in Schleswig-Holstein vor. „Sie sind besonders häufig im Süden des Landes: dem Sachsenwald und den Wäldern im Schalseegebiet bis zum Segeberger Forst.“ Ein echter „Hingucker“ in diesem Jahr in Schleswig-Holstein ist ein einzelner Pelikan. Er wurde im Bereich Bordesholm an der Eider schon mehrfach beim Fischen beobachtet. „Keiner weiß, wo er herkommt“, sagt Koop. Möglicherweise sei er aus einem Tierpark ausgebüxt. „Solange die Gewässer nicht zugefroren sind, kann er genügend Futter finden.“