Statt 80 Millionen wird die Straße nun wohl 135 Millionen Euro kosten. Außerdem dauert der Bau länger als vorgesehen. Autofahrer sind genervt.

Samtens. Ein Ausflug nach Rügen kommt für Ausflügler, Urlauber und Pendler derzeit einem Stresstest gleich. Wer auf die Insel Rügen fährt, muss durch Samtens. Kein Weg führt vorbei an dem 2000-Einwohner-Ort mit Bahnhof – dem größten Staufaktor der Insel. Eine neue Bundesstraße 96 soll kommen, die ersten paar Kilometer hinter dem Rügendamm sind schon fertig. Samtens sollte die Trasse eigentlich Ende dieses Jahres erreichen. Davon keine Spur. Stattdessen: Bauverzögerungen, Kostensteigerungen.

Immer, wenn ein Zug kommt, stehen die Autos still in Samtens. Und das, obwohl die Gleise gar nicht die Bundesstraße 96 queren. Die Ampelschaltung killt den Verkehr. Die neue Bundesstraße soll ihn wiederbeleben: Mit 2500 Fahrzeugen täglich auf drei Spuren von Altefähr am Rügendamm bis nach Bergen, ohne Kreuzungen, mit Radwegen und Ortsumgehungen. Auch in Samtens.

Klagen von Umweltschützern hatten den Baubeginn um Jahre verzögert, mit weiteren sechs Monaten Verspätung gab das Bundesverkehrsministerium das erste Teilstück der neuen Schnellstraße vor knapp einem Jahr frei: 2,5 Kilometer, Kostenpunkt zehn Millionen Euro. Bei Baubeginn im Juni 2011 war noch geplant, Ende dieses Jahres Samtens zu erreichen und zwei Jahre später Bergen. Aktuell geht das Bundesverkehrsministerium davon aus, die Straße werde Ende 2015 gerade einmal Samtens erreichen. „Der Abschnitt bis Bergen wird im Anschluss daran gebaut, ein genaues Jahr der Fertigstellung kann nicht angegeben werden“, sagte eine Sprecherin dem Abendblatt. Dass die insgesamt 20,4 Kilometer Straße zwischen Rügendamm und Inselmitte mehr als anderthalb Mal so teuer werden wie geplant, steht indes schon jetzt fest: 80 Millionen Euro sollten die drei neuen Spuren kosten, hieß es noch vor etwas mehr als einem Jahr. Heute sind es 135 Millionen. Es werden drei Spuren neu gebaut, 17 Brücken und 15 Durchlässe für Amphibien. Allein die ersten 2,5 Kilometer zählen 18.000 Tonnen Asphalt und 5000 meterlange Säulen im Untergrund, weil der Boden nicht tragfähig ist. Rügen könne jetzt „aufatmen“, hatte der Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums bei der Eröffnung vor einem Jahr gesagt. Stattdessen gibt es genervte Autofahrer und schockierte Naturliebhaber: 230 Alleebäume sollen für den Neubau noch gefällt werden.