Premiere der zentralen Probeklausuren in Schleswig-Holstein hat Tücken

Norderstedt. „Erörterndes Erschließen eines pragmatischen Textes“: Das ist die Aufgabenstellung für 10.000 Schüler in Schleswig-Holstein an diesem Freitag im Fach Deutsch. Die Abitureienten in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bayern und Sachsen werden zeitgleich von der ersten Stunde an und 180 Minuten lang über dieser Herausforderung brüten. Die Übungsklausur ist der Testlauf für die Abiturprüfungen 2014. Dann sollen die Schüler aller sechs Länder in Deutsch, Englisch und in Mathematik erstmals gemeinsame Aufgabenteile in der Prüfung lösen. Das Ziel: Die Abschlüsse der Abiturienten sollen vergleichbarer werden.

An der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt, einer Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe, gab es jetzt Terminkollisionen – obwohl das Datum für die zentrale Deutschklausur am 27. September schon seit einem Jahr feststeht. Genauso lange stand fest, dass die beiden 13. Klassen in diesem Zeitraum auf ihre traditionellen Abitur-Klassenreisen gehen würden. Eine Klasse hatte bereits Prag für eine Woche klargemacht. Die Prag-Reisenden standen vor der Entscheidung: Klassenarbeit oder Klassenfahrt.

„Die Schüler haben das mit ihrer Deutsch-Lehrerin diskutiert und sich dann dafür entschieden, die Klausur in Prag im Hotel zu schreiben“, sagt Freia Bandick, Schulelternbeirätin und Mutter einer Abiturientin. „Die Deutsch-Lehrerin hat sie vor der Reise gut vorbereitet und gesagt: Ihr seid fit, ich traue euch das zu.“ Doch in letzter Minute hat Andreas Weßling, stellvertretender Schulleiter der Gemeinschaftsschule, die Reißleine gezogen. „Die Schüler werden die Klausur nachholen“, sagt Weßling. Die Arbeit in einem Saal des Hotels zu schreiben sei lediglich angedacht worden, sagt Weßling. „Uns liegt jetzt ein Schreiben des Ministeriums vor, wonach entschuldigt fehlende Abiturienten die Klausur nachschreiben dürfen“, sagt Weßling. Die Deutsch-Klausur wäre in einem Prager Hotelzimmer aus rechtlichen Gründen heikel gewesen. Da die Schüler allzeit online seien, hätten sich Möglichkeiten zum Schummeln ergeben.