Der zentrale Bau des ehemaligen NS-Musterdorfs wird endlich zugänglich. Die Halle soll soll bis spätestens 2018 für vier Millionen Euro zu einem Museum umgebaut werden.

Dieksanderkoog. Die von den Nazis errichtete Neulandhalle im Dieksanderkoog (Kreis Dithmarschen) soll bis spätestens 2018 zu einem Museum umgebaut werden. Dieses vier Millionen Euro teure Vorhaben ist Bestandteil einer Neukonzeption der Gedenkstätten in Schleswig-Holstein, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Mit der „Agenda 2030“ will die zuständige Kulturministerin Anke Spoorendonk (SSW) dafür sorgen, dass diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem will sie die Schüler im Land dazu verpflichten, eine der Gedenkstätten zu besuchen. „Ich wünsche mir, dass das in die Lehrpläne hineinkommt“, sagte sie.

Ob aus ihrem Konzept Wirklichkeit wird, hängt zu einem ganz erheblichen Maß von der Finanzierung ab. Dafür wird am kommenden Freitag der entscheidende Schritt getan. Schleswig-Holstein stellt beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Bernd Neumann, zwei Förderanträge. Es geht um zwei Millionen Euro für die Neulandhalle und 250.000Euro für die KZ-Gedenkstätte Ladelund. Das Land wird für den Fall, dass das Geld bewilligt wird, für beide Orte denselben Betrag obendrauf legen. In Ladelund soll die Ausstellung modernisiert werden. Die seit Jahren ungenutzte und verschlossene Neulandhalle muss aufwendig umgebaut werden. Das 1936 eingeweihte Gebäude diente als Versammlungsort der Menschen, die im soeben eingedeichten Adolf-Hitler-Koog an der Elbmündung angesiedelt worden waren. Am Reißbrett war dort ein nationalsozialistisches Musterdorf entstanden.

Ministerin Spoorendonk rechnet mit 300.000 Euro Personalkosten im Jahr

Ein Konzept für das Museum gibt es schon. Der evangelische Kirchenkreis Dithmarschen hat es in Auftrag gegeben. Ihm gehört das Gebäude. Um das Musterdorf könnte es in dem Museum gehen, das ist klar, aber auch um die nationalsozialistische Hochburg Dithmarschen und deren Repräsentanten. Hinrich Lohse, Gauleiter und Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein, wurde 1941 in Personalunion Chef des Reichskommissariats Ostland. Dort war er mitverantwortlich für die Ermordung der Juden. Die bereits bestehenden Gedenkstätten, auch die in Kaltenkirchen, sollen nach den Vorstellungen der Ministerin professionelle Hilfe bekommen. Sie werden derzeit von ehrenamtlichen Kräften betreut. Spoorendonk geht von zukünftigen Personalkosten in Höhe von 300.000Euro für alle Gedenkstätten aus. Derzeit stehen in ihrem Etat nur 120.000Euro zur Verfügung. Früher waren es gar nur 60.000Euro. „Es ist erbärmlich, wie wenig Geld das Land für diese wichtige Aufgabe bereit gestellt hat“, sagte Spoorendonk.