Polizei weiß nicht, wer der „Robin Hood“ von Winsen ist. Gespräch bei Landrätin

Winsen . Wer ist jener Unbekannte, den die Einwohner des kleinen Dorfes Winsen als ihren „Robin Hood“ feiern? Die Polizei weiß es nicht – obwohl sie sich viel Mühe gegeben hat, den Fall zu klären. Der Bürgermeister weiß es nach eigenen Angaben auch nicht, dafür weiß Schleswig-Holsteins Landesbeauftragter für Datenschutz, dass in der kleinen Gemeinde im Kreis Segeberg irgendetwas völlig aus dem Ruder gelaufen ist.

Das Dorf Winsen ist in die Schlagzeilen geraten, weil ein heftiger Streit zwischen den Bürgern und der Landrätin tobt. Keine Zeitung und kein TV-Sender, die in den vergangenen Tagen nicht darüber berichtet hätten. Nach über 60 Jahren hatte die Verkehrsaufsicht des Kreises verfügt, das Ortsschild etwa 150 Meter weiter hin zur Ortsmitte aufzustellen. Weil nun aber die Autofahrer praktisch bis zur Dorfmitte mit unveränderter Geschwindigkeit rasen, wehren sich die Winsener mit ihrem Bürgermeister an der Spitze.

14-mal hat ein Unbekannter das Schild nachts wieder an den alten Standort versetzt. Um den Winsener Volkshelden, der schnell mit dem Namen „Robin Hood“ versehen wurde, zu fassen, installierte die Polizei heimlich eine Kamera in der Hecke des Bürgermeisterwohnhauses.

1311-mal machte die Polizeikamera klick. Und was ist auf den Fotos zu erkennen? Segebergs Polizeisprecherin Silke Westphal musste am Montag etwas kleinlaut bekennen: „Nichts, absolut nichts.“ Es sei wohl zu dunkel gewesen, außer einigen Schatten habe man nichts sehen können. Die Aktion Aufklärung ist also fehlgeschlagen.

An diesem Dienstag treffen sich alle Beteiligten im Büro der Landrätin

Thilo Weichert, Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragter, stellt inzwischen öffentlich die Frage, ob die Polizei und der Kreis Segeberg mit der Kameraüberwachung nicht über das Ziel hinausgeschossen seien. Vor einer abschließenden Bewertung will der Datenschützer mit der Staatsanwaltschaft sprechen.

Landrätin Jutta Hartwieg hat die „Abtrünnigen“ aus dem 433-Einwohner-Dorf Winsen zu einem Gespräch gebeten. Bürgermeister Kurt Bonekamp und Amtsvorsteher Horst-Helmut Ahrens sollten kommen. Der Bürgermeister aber wollte „seine Leute“ dabei haben und setzte durch, dass neben zwei Gemeindevertretern auch sein Bruder Berthold Bonekamp-Kerkhoff, der katholische Pfarrer und Sprecher der Winsener Ortsschild-Bürgerinitiative, dabei sein dürfen. An diesem Dienstag um 18 Uhr treffen sich alle Beteiligten im Dienstzimmer der Landrätin Jutta Hartwieg in Bad Segeberg.

Inzwischen hat Kurt Bonekamp eine wichtige Unterstützerin gefunden: Die CDU-Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann hat der Gemeinde ihre Hilfe angeboten.