Naturschützer kritisierten die Praxis der Fischer im Nationalpark Wattenmeer

Hörnum/Sylt. Die Erzeugerorganisation schleswig-holsteinischer Muschelzüchter hat am Mittwoch vor Sylt die Muschelsaison offiziell eröffnet. Züchter und Fischer beklagen die schwierige Situation und schlechte Ernten.

Zum einen seien klimatische Veränderungen wie die Erwärmung der Nordsee von Nachteil. Zum anderen seien die Restriktionen durch die Politik zu groß. Frederico Foders, Professor am Kieler Institut für Weltwirtschaft, verwies auf das Potenzial der Muschelfischerei. Eine Ernte von 50.000 Tonnen in Schleswig-Holstein sei möglich.

Zum Auftakt der Fangsaison auf Miesmuscheln im schleswig-holsteinischen Wattenmeer üben die Umweltverbände Schutzstation Wattenmeer und WWF Kritik an der Muschelfischerei. Die natürlichen Miesmuschelbestände seien auf einen Bruchteil reduziert, doch es dürften weiter wilde Muscheln gefangen werden. Zusätzlich errichte man im Nationalpark bauliche Anlagen zur Saatmuschelgewinnung. „Der Bestand der Miesmuscheln hat gerade mal zehn Prozent seiner natürlichen Größe. Dennoch hat die vorherige Landesregierung noch kurz vor der letzten Wahl handstreichartig eine Fortsetzung der Fischerei auf wilde Miesmuscheln innerhalb des Nationalparks für 15 Jahre genehmigt“, sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF. „Das war und ist ein Skandal und nach unserer Auffassung auch ein klarer Verstoß gegen europäisches Naturschutzrecht.“

Nachdem die wilden Muscheln fast weg seien, versuche man zu der weiter bestehenden Fischerei auf sich ansiedelnde neue Muschelbänke auch künstliche Anlagen zu bauen, um dort die fehlenden Saatmuscheln zu gewinnen.

Erste Anlagen seien bei Sylt bereits errichtet worden. „Die neuen Anlagen zur Saatmuschelgewinnung sind ein klarer Eingriff in das Ökosystem Wattenmeer. Wo jetzt die zahllosen Bojen liegen, sucht man Nationalpark-Natur vergebens“, sagt Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer. „Wer Saatmuschelgewinnungsanlagen in einem Schutzgebiet errichten will, muss durch eine ehrliche Umweltprüfung nachweisen, dass keine erheblichen Schäden entstehen. Genau solche selbstverständlichen Prüfungen fehlen aber.“

Der Vorsitzende der Erzeugerorganisation, Peter Ewaldsen, beklagte derweil die „grüne Lüge“ von der Leerfischung des Meeres.