Landgericht Braunschweig verurteilt Ehemann. Angeklagter hatte seinen Sohn der Tat beschuldigt

Braunschweig. 27 Jahre lang hielt die Ehe. Das Paar bekam zehn Kinder. Als die Frau aus Braunlage im Herbst vergangenen Jahres die Scheidung einreichte, ahnte sie die Folgen nicht: Der Mann tötete sie. Am Hochzeitstag schoss der 54-Jährige der Küsterin in einer Kirche aus nächster Nähe mit einem Gewehr in den Hinterkopf. Zwei der Kinder mussten ihm anschließend helfen, die Leiche in den Keller zu bringen und das Blut wegzuwischen. Das Braunschweiger Landgericht verurteilte den Mann am Montag zu lebenslanger Haft wegen Mordes.

Am 16. November, dem Hochzeitstag, erhielt der Frührentner einen Brief vom Amtsgericht, seine Frau wollte die Scheidung. Die Ehe war längst zerrüttet. Einige Jahre hatte der Mann mit einem der Söhne in Griechenland gelebt. „In der Zeit hat sich das Paar entfremdet und die Frau wurde selbstständiger“, vermutete Vorsitzender Richter Ralf-Michael Polomski. Erst kurz vor der Tat war der eher schmächtige Mann nach Deutschland zurückgekommen. Seine Frau wollte keinen engen Kontakt mehr zu ihm haben. Als Lektorin hatte sie in der Heiligen Messe biblische Texte vorgelesen, als Kommunionshelferin den Pfarrer bei der Austeilung der Hostie unterstützt, als Katechetin Kindern Religionsunterricht erteilt und sie auf die Firmung vorbereitet.

Was genau in der Sakristei geschah, konnte in der dreimonatigen Verhandlung letztendlich nicht geklärt werden. Doch an einen Schuss aus Versehen mochte Polomski ebenso wenig glauben wie die zwischenzeitliche Beschuldigung, der 20-jährige Sohn habe seine Mutter getötet. Schließlich habe die zwölfjährige Tochter mehrfach beteuert, sie habe mit ihrem Bruder vor der Kirche gestanden, als der Schuss fiel. „Ein Komplott beider Kinder anzunehmen ist abwegig“, sagte der Richter. So steht nach Überzeugung des Gerichts fest, dass der Ehemann allein mit seiner Frau in der Sakristei war.

Nachdem er mit zwei Kindern die Leiche in den Keller der Kirche gebracht hatte, flüchtete er mit Sohn und Tochter nach Österreich. Wenige Tage später stellte er sich jedoch in München der Polizei. Zu dem Zeitpunkt hatten die andere Kinder die Mutter längst vermisst, und die Leiche war entdeckt worden.

Der 54-Jährige hatte sich im Gericht nicht zur Tat geäußert, nur einmal hatte er im Schwurgerichtssaal das Wort ergriffen: „Ich liebe meine Kinder, und ich habe nie aufgehört, meine Frau zu lieben – auch über ihren Tod. Ich bin hier, um bestraft zu werden für den Tod meiner Frau“, sagte er nach den Plädoyers. „Wir Kinder haben uns nichts anderes gewünscht, als zu erfahren, was wirklich passiert ist“, sagte der von ihm belastete Sohn nach der Urteilsverkündung. Auch wenn der Vater über seinen Anwalt ankündigen ließ, dass er seinen Kindern später eine Erklärung geben wolle, eine Versöhnung schließt der Sohn aus.