700 Insulaner machen gegen den geplanten Neubau am Südstrand mobil. Vier oder fünf Sterne sollte das Hotel bekommen, ein Novum auf der Insel. Bürgermeister befürwortet Entwurf.

Fehmarn. Wenn es nach Otto-Uwe Schmiedt ginge, dann hätte er längst "ein Band bei der Eröffnung durchgeschnitten": Der Fehmaraner Bürgermeister ist ein Befürworter des geplanten Ferienresorts am Südstrand mit 1000 Betten. Doch die Realisierung lässt seit Jahren auf sich warten. Lautstark äußern sich seit Monaten die Kritiker des Projekts auf der Ostseeinsel.

Im September 2010 hatten Bürgermeister, Investor und Architekt die Pläne für die Bebauung zwischen dem ehemaligen Haus des Gastes und dem Yachthafen als "Leuchtturmprojekt" für Fehmarn vorgestellt - und mit einer großen Sause Aufbruchstimmung verbreitet. Das Resort mit dem Namen Bloom sollte dem Tourismus neuen Schwung verleihen. Der Entwurf von Stararchitekt Matteo Thun sah ein Ferienresort mit einem Hotel und 300 Appartements in Strandhäusern vor - mit großen Glasfronten und viel Holz. Vier oder fünf Sterne sollte das Hotel bekommen, ein Novum auf der Insel, wo die Urlauber bevorzugt in Ferienwohnungen und auf Campingplätzen unterkommen. Die Insel brauche Hotellerie im exklusiven Preissegment, sagte Bürgermeister Schmiedt damals.

Doch viel mehr als ein neues Bauschild und ein Verkaufscontainer sind auf dem 30.000 Quadratmeter großen Baugrundstück bislang nicht zu sehen. Denn der Investor, die niederländische Immobiliengruppe Van Herk, hat die Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Matteo Thun, der weltweit schon mehr als 50 Hotels geplant hat, überraschend beendet. Auch mit dem Projektentwickler und Vertragspartner Heinrich Thelosen kam es zum Bruch. Der Fehmaraner Bauunternehmer war Geschäftsführer des Projekts und liegt nun im Rechtsstreit mit dem ehemaligen Geschäftspartner. Mittlerweile fungiert die Ten Brinke Gruppe als Projektentwickler, die IM Ferienimmobilien & Projekt GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamburg und Emden vermarktet das Projekt, das jetzt Upstalsboom Resort am Südstrand heißt. Entstehen sollen neben einem Hotel drei Gebäude mit Ferienwohnungen und zwei Gebäude mit Hotelappartements. Der neue Entwurf stammt vom Büro des Hamburger Architekten Arne Wolfgramm.

Günter Lintzen, Vorsitzender der Initiative ProFehmarn, und seine Mitstreiter sind entschiedene Gegner der neuen Entwürfe: "Das sind Betonsilos." Außerdem seien zu wenige Geschäfte und Freizeitangebote eingeplant. "Urlauber wollen wissen, wie sie den Tag verbringen, womit sie sich beschäftigten können." Etwa 700 Menschen hätten sich der Initiative bislang angeschlossen, die Allianz der Insulaner sei groß. Schützenhilfe erhofft sich ProFehmarn auch aus Hamburg. Lintzen hat Bernd Kritzmann, Professor an der HafenCity Universität Hamburg, ins Boot geholt und ihn und sechs angehende Absolventen des Studiengangs Architektur nach Fehmarn eingeladen, um den Entwurf einer neuen Ferienanlage sowie einen städtebaulichen Gesamtplan zu erstellen. "Wir wollen sehen, was inhaltlich und architektonisch denkbar ist", sagt Kritzmann dem Abendblatt. Drei Tage lang haben die Studenten für ihre Masterthesis fotografiert, analysiert und mit Insulanern diskutiert. Die Studenten seien dabei völlig unabhängig von ProFehmarn und müssten in ihren Planungen auch keine Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit einbeziehen, sagt Kritzmann. "Die jungen Leute denken anders. Ich gehe nicht davon aus, dass die Ideen eins zu eins umgesetzt werden. Es ist ein Studienprojekt, aber es könnten Ansätze dabei sein, die die Investoren vielleicht aufgreifen."

Für Michael Hantermann, Geschäftsführer von IM Ferienimmobilien & Projekte, ist das völlig abwegig. "Wir haben innerhalb eines Jahres ein Projekt entwickelt, das sich im Rahmen des städtebaulichen Vertrags und der Bebauungsplans bewegt." Das werde umgesetzt. Kritik habe es anfangs auch an den Entwürfen von Matteo Thun gegeben, erinnert er. Er finde die Initiative der Gegner "hochgradig peinlich".

Unstimmigkeiten gibt es zwischen der Initiative und dem Investor auch über das geplante Hotelgebäude. ProFehmarn fürchtet, dass das Hotel wesentlich kleiner ausfallen wird als ursprünglich geplant mit 200 Zimmern und Suiten oder womöglich gar nicht gebaut wird. "Um den Tourismus voranzubringen, braucht man ein Hotel", sagt ProFehmarn-Sprecher Lintzen. Bislang habe der Investor aber keinen Betreiber für das Hotel präsentieren können und auch keinen Baustart dafür genannt. Zudem glaube niemand mehr an die viereinhalb Sterne. Nach Angaben von Michael Hantermann gibt es bereits eine Absichtserklärung eines Betreibers für einen Hotelbetrieb mit 120 Zimmern. Viereinhalb Sterne werde das neue Haus aber definitiv nicht haben. "Für hochklassige Hotellerie muss eine entsprechende Infrastruktur da sein. Fehmarn ist eine Familieninsel. Es wird ein familienorientiertes Hotel sein und vier Sterne haben."

Unklar ist noch, was mit dem baufälligen ehemaligen Haus des Kurgastes geschehen soll. Das Gebäude von 1968 wurde vom weltbekannten dänischen Architekten Arne Jacobsen entworfen - ebenso wie die benachbarten drei Hochhäuser des IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrums - und ist denkmalgeschützt. "Man könnte darüber nachdenken, ob dort das Tourismusbüro einzieht", sagt Hantermann. Die alte Sporthalle werde abgerissen, sobald die Genehmigung vorliegt.

Mit der Vermarktung des Upstalsboom hat Hantermann bereits Anfang des Jahres begonnen. "Wir gehen auf die 15. Beurkundung zu. 30 müssen wir schaffen." Das sei eine Vorgabe des Investors. Dann würden die Bauarbeiten für das erste Gebäude beginnen. Hantermann rechnet damit, dass es im März 2014 so weit sein könnte. Bei einer Bauzeit von 15 Monaten könnten die ersten Appartements Mitte 2015 fertig sein.

Bürgermeister Schmied stört sich übrigens nicht an den veränderten Planungen. Er erkenne "keine großen Unterschiede in den Entwürfen"- und über Architektur lasse sich streiten.