Immer mehr Fälle von sexueller Gewalt, aber Politiker wollen Zuschüsse nicht erhöhen

Kreis Segeberg . Die Fachberatungsstellen des Deutschen Kinderschutzbundes gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden immer stärker in Anspruch genommen. Die Mitarbeiterinnen leisten wesentlich mehr Beratungsarbeit als eigentlich vorgesehen. Kreisverwaltung und Kreispolitiker sind aber nicht bereit, dem Kinderschutzbund zu helfen. Ein Antrag auf Erhöhung der finanziellen Förderpauschale wird gar nicht erst behandelt.

Der Kreis Segeberg war im vergangenen Jahr bundesweit in die Schlagzeilen geraten: Der Fall des "Segeberger Kellerkindes", das im Keller seines Elternhauses weggesperrt war und von Jugendschützern erst nach Monaten entdeckt wurde, brachte Landrätin Jutta Hartwieg und dem Jugendamt viel Kritik ein. Jetzt interessieren sich die Kreispolitiker nicht für die Sorgen und Nöte des Kinderschutzbundes, der mit dem Kreis einen Vertrag hat, der zu 828 Beratungskontakten pro Jahr verpflichtet. Tatsächlich aber wurde diese Zahl im vergangenen Jahr um 50 Prozent überschritten.

"Immer mehr Menschen trauen sich, das bisherige Tabuthema der sexuellen Gewalt gegen Kinder anzusprechen", sagt Bernd Heinemann, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes im Kreis Segeberg und stellvertretender Landesvorsitzender. Es komme aber auch tatsächlich zu mehr sexuellen Übergriffen, weil Hemmschwellen herabgesetzt würden.

Die Kreispolitiker sehen den Bedarf, wollen die Fachberatungsstellen finanziell aber nicht besser ausstatten. Die Begründung: Es bestehe zwischen dem Kinderschutzbund und dem Kreis ein Vertrag über eine finanzielle Förderpauschale, der Ende 2014 ausläuft. "Vorher entlassen wir niemanden aus der Vertragsbindung", sagt Gerd-Rainer Busch, SPD, Vorsitzender des auch im "Kellerkind-Fall" involvierten Jugendhilfeausschusses.

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