Stader Erklärung fordert Weiterbau des Milliardenprojekts A 20. Auch Waltershof und Finkenwerder profitierten von der Küstenautobahn.

Stade. Als "klares Bekenntnis" sieht der Stader Landrat Michael Roesberg (parteilos) die "Konferenz Küstenautobahn A 20". Seiner Einladung dazu waren führende Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung aus den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen gefolgt und ins Stader Kreishaus gekommen. Ihr Ziel: Die sogenannte Stader Erklärung sollte auf den Weg gebracht werden.

Neun Landräte und Bürgermeister, damit also die gewählten Vertreter der rund zwei Millionen Anwohner entlang der geplanten A-20-Trasse, die Hauptgeschäftsführer der beteiligten Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern und die Abgesandten der für den Straßenbau zuständigen Ministerien der drei Bundesländer bekräftigten die "überregionale Bedeutung der Küstenautobahn". Ihre Forderung: der Weiterbau und die Fertigstellung bis spätestens 2025.

Die A 20 soll auf einer Länge von etwa 215 Kilometern zwischen Westerstede in Niedersachsen und Bad Segeberg in Schleswig-Holstein gebaut werden. Die geschätzten Kosten liegen derzeit bei etwa 2,45 Milliarden Euro. "Rund 1,27 Milliarden würde der Bau allein in Niedersachsen kosten", sagt Gisela Schütt, Leiterin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr im Geschäftsbereich Stade.

Ministerialrat Kurt Richter vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Schleswig Holstein schätzt die Kosten auf 1,18 Milliarden Euro für den noch geplanten Abschnitt von etwa 75 Kilometer Länge zwischen Bad Segeberg bis zum Elbtunnel bei Glückstadt. Die Kosten für die circa 13,3 Kilometer lange Elbquerung von etwa 1,1 Milliarden Euro sollen sich Schleswig Holstein (374,77 Millionen Euro) und Niedersachsen (727,28 Millionen Euro) teilen.

Der 22 Kilometer lange Abschnitt von Bad Segeberg bis zur A 1 bei Lübeck ist für 147,3 Millionen Euro bereits fertiggestellt worden. "Geschlossen fordern wir, dass bei der Neuaufstellung des Bundesverkehrswegeplans 2015 und bei allen weiteren Planungs- und Haushaltsentscheidungen der Weiterbau der A 20 mit höchster Priorität berücksichtigt wird", sagte Konferenzinitiator Roesberg. "Die Fertigstellung der Küstenautobahn ist ein wesentlicher Bestandteil zur Erschließung Norddeutschlands und muss zwingend bis 2025 abgeschlossen sein", heißt es in der gemeinsamen Stader Erklärung. Roesberg setzt mit der Stader Erklärung zugleich einen mit klarer Mehrheit gefassten Beschluss des Stader Kreistags um. "Wir stehen geschlossen hinter dem Bau der A 20 mit Elbquerung bei Drochtersen", sagte Roesberg, der die Konferenz Küstenautobahn wiederholen und mit einem festen Internetauftritt sorgen will.

Bestärkt habe ihn darin auch der Wirtschaftsminister der neuen niedersächsischen Landesregierung, Olaf Lies (SPD), so Stades Landrat. "Er hat mir klar signalisiert, dass auch die neue Regierung in Niedersachsen komplett hinter dem Weiterbau der Autobahn 20 steht." Ines Kitzing, Vizepräsidentin der IHK Kiel, hob die verbesserte Erreichbarkeit des gesamten Küstenraumes über die A 20 für die Wettbewerbsfähigkeit und Entwicklung von Wirtschaft und Tourismus hervor. "Erst die Mobilität von Menschen und Gütern schafft die Grundlage für Wertschöpfung und Wohlstand", sagte Kitzing.

Die Gewerbegebiete im Südwesten Hamburgs, etwa Finkenwerder, Waltershof oder Altenwerder, könnten über die A 20 schneller angefahren werden, nach Stade würde sich die Fahrtzeit von Elmshorn von derzeit mindestens 90 Minuten auf die Hälfte verkürzen, so Kitzing. Vom Zusammenrücken der Region und einem stärkeren Pendleraustausch profitierten Menschen und Unternehmen entlang der Niederelbe.

Das bekräftigte auch Norbert Bünten, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade: "Für unsere Handwerksbetriebe wäre die A 20 von enormer regionaler Bedeutung, zumal die von Staus überlasteten Autobahnen 1 und 7 oft hohe Zeitverluste und Kosten verursachen." Der Verkehrsdezernent im Landkreis Osterholz, Richard Eckermann, signalisierte Solidarität mit den acht Landkreisen, durch die die Küstenautobahn verlaufen soll: "Auch wenn wir nicht direkt an der Trasse liegen - davon profitieren würden wir dennoch. Deshalb möchten wir als aktive Mitglieder diese Konferenz unterstützen." Zuspruch kam auch von Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms: "Stade unterstützt die A 20, sie ist die logische Fortführung der A 26, die sich trotz der nur zwölf Kilometer langen Strecke bereits positiv auf den Wirtschaftsstandorten auswirkt."

Vor der Konferenz demonstrierten zeitgleich nach einem Aufruf der Stader Grünen-Fraktion 50 Demonstranten gegen die A 20.