Kiel. Bis zum Mai 2012 waren sie noch Koalitionspartner. Jetzt geht Wolfgang Kubicki, wichtigster Mann der schleswig-holsteinischen FDP, auf die Nord-CDU los. "Die Union befindet sich in einem freien Zersetzungsprozess", sagte der Fraktionsvorsitzende am Dienstag bei einem Pressegespräch im Kieler Landeshaus. Es gebe dort niemanden mehr, mit dem man sich besprechen könne. Im Gegenteil. "Die CDU-Fraktion kommt immer bei uns angedackelt und will sich an unsere Anträge heranhängen. Was tun die eigentlich? Die können ja auch mal eigene Ideen haben."

Wolfgang Kubicki hält ganz offensichtlich vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Johannes Callsen ebenso wenig wie vom Europaabgeordneten Reimer Böge, der im März neuer CDU-Landesvorsitzender werden soll. "Böge hat von Landespolitik null Ahnung, er ist das letzte Aufgebot der CDU", urteilt der FDP-Fraktionschef, der im September für den Bundestag kandidieren und sich im Fall eines Erfolgs aus der Landespolitik verabschieden wird. Die CDU sei insgesamt "orientierungslos". "Es gibt keine Hierarchie mehr, es gibt nur noch kleine Gruppen, die machen, was sie wollen. Die Intrige ist das vorherrschende Mittel", sagte Kubicki. "Das habe ich so noch nie erlebt." Er empfehle der Partei dringend, sich mit Inhalten zu beschäftigen, zum Beispiel mit dem Staatsbürgerschaftsrecht.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Callsen sagte, die Kubicki-Äußerungen seien "unter der Überschrift Bundestagswahlkampf abzubuchen". "Mit dem Tag der Bundestagswahl wird das aufhören", sagte Callsen, dem eine gewisse Vorfreude anzumerken war. Im Übrigen sei Reimer Böge ein "hervorragender Parteichef".