Größtes unterirdisches Treibstofflager als ökologische Altlast. Bund will weiterzahlen und unterstützt auch den “U-Boot-Bunker“

Bremen. Die Kapazitäten sind gigantisch: 78 unterirdische Tanks können 320.000 Kubikmeter Diesel, Benzin und Kerosin fassen. So viel passt in 10.000 Tanklastwagen. Was da in Bremen-Nord steht, stammt aus der NS-Zeit und gilt heute als das größte unterirdische Tanklager der Welt. Noch ist nicht bekannt, wer künftig der neue Eigentümer jenes Mega-Depots sein wird, das im NS-Reichsministerium "Wasserberg" genannt wurde. Weil die Bundeswehr sich unlängst aus der Immobilie zurückgezogen hatte, stand sie bis Ende vergangener Woche bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben meistbietend zum Verkauf. Es seien entsprechende Angebote eingegangen, sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt.

Der künftige Eigentümer erwirbt freilich eine Industrie-Immobilie mit schweren Altlasten. Und das im doppelten Sinne. Zum einen steht das 3,6 Quadratkilometer umfassende Areal in Bremen-Farge für den Größenwahn der NS-Rüstungsindustrie. Da wurde in der einst idyllischen Heide nicht nur das gigantische Treibstoffdepot aus dem Boden gestampft, bei dem jeder Tank mit einer meterdicken Betonschicht geschützt ist. In der Nähe befand sich darüber hinaus der noch heute erhaltende U-Boot-Bunker Valentin - der zweitgrößte freistehende Bunker in Deutschland. Beide Objekte stehen dafür, wie die Nationalsozialisten den Bremer Norden zur tödlichen Rüstungslandschaft umfunktionierten. Für den Bau von Valentin wurden 10.000 Zwangsarbeiter eingesetzt. Mehr als 1000 kamen ums Leben.

Zum anderen birgt das Tanklager, in dem derzeit Vorräte für 90 Tage gebunkert sind, offenbar gravierende ökologische Risiken. "Manchmal", sagt Anwohner Leo Preuß, "riecht es hier wie an einer Tankstelle." Der Grund: Aus dem Mega-Depot sind Treibstoffe ins Grundwasser gesickert und damit krebserregende Substanzen wie Benzol. Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angaben von Radio Bremen wegen starker Bodenverschmutzung.

Eine Bürgerinitiative fordert nun, das Tanklager endlich stillzulegen. Die Verunreinigungen, hieß es, stammten nicht nur aus der Kriegszeit, sondern seien auch neueren Datums. Die Grünen-Fraktion in der Bürgerschaft verlangt vom Bund, den Weiterbetrieb als Tanklager an eine neue Genehmigung mit strengen Auflagen zu binden. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben versicherte derweil, dass der Bund auch künftig für die millionenschwere Sanierung aufkommt. Kaum anders ist das beim alten U-Boot-Bunker: Aus der Kriegswerft wurde inzwischen der Denkort Bunker Valentin, den der Bund im Rahmen der Erinnerungskultur mit 1,9 Millionen Euro unterstützt. Derzeit sind Führungen im Innenraum des Gebäudes allerdings nicht möglich - Einsturzgefahr.