Hannover. Nach Hamburg überlegen nun auch Niedersachsen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, das Sitzenbleiben in der Schule abzuschaffen. SPD und Grüne in Hannover haben in ihrem am Wochenende von beiden Parteitagen beschlossenen Koalitionsvertrag als Ziel festgeschrieben, "Sitzenbleiben und Abschulung durch individuelle Förderung überflüssig (zu) machen".

In Hamburg zum Beispiel ist Sitzenbleiben zurzeit in den Klassen 1 bis 9 abgeschafft, bis 2017 soll das für alle Klassen gelten. Schulsenator Ties Rabe (SPD): "Wir haben eine Ersatzregelung eingeführt, die lautet: Wer in einem Kernfach eine ,Fünf' in einem Zeugnis hat, muss in eine kostenlose schulische Nachhilfemaßnahme."

Die designierte niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) verwies am Wochenende auf die guten Erfahrungen, die man mit dem Verzicht aufs Durchfallen an integrierten Gesamtschulen gemacht habe: "Wir haben an den Schulen die niedrigste Schulabbrecher-Quote überhaupt", sagte sie.

Das rot-grün regierte Rheinland-Pfalz will in einem Modellversuch den Verzicht aufs Sitzenbleiben testen. "Das ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben", sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Wolf-Jürgen Karle. In Berlin müssen nur Gymnasiasten und - im Ausnahmefall - Grundschüler befürchten, eine Klasse wiederholen zu müssen.