Itzehoe

Prinovis-Großdruckerei schließt – Aus für 1100 Mitarbeiter

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Itzehoes Bürgermeister Koeppen spricht von einem rabenschwarzen Tag. Wirtschaftsminister Meyer will Arbeitsplätze in Region erhalten.

Itzehoe. Die Talfahrt der europäischen Druckindustrie hat den Traditionsstandort Itzehoe in Schleswig-Holstein erreicht. Die dort angesiedelte Tiefdruckerei des Prinovis-Konzerns mit rund 1100 Beschäftigten wird Mitte 2014 geschlossen. Der Werksleiter Lars Meusburger habe ihn am Vormittag vorab unterrichtet, sagte Itzehoes Bürgermeister Andreas Koeppen am Mittwoch. Koeppen sprach von einem rabenschwarzen Tag für die Stadt und die Region, es sei eine Katastrophe.

Am Nachmittag sollen die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung von der Geschäftsleitung informiert werden. Die Konzernspitze hat sich bisher noch nicht zu den Plänen geäußert. An dem norddeutschen Druckstandort im Kreis Steinburg arbeiten laut Verdi rund 700 fest angestellte Mitarbeiter sowie 400 Leiharbeiter.

Die Gewerkschaft hat die bevorstehende Werksschließung scharf kritisiert. Die Mitarbeiter würden zum Opfer einer unverantwortlichen Unternehmensstrategie, teilte der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke in Berlin mit. Die Schließung sei für die strukturschwache Region eine soziale Katastrophe.

In der Traditionsdruckerei werden Kataloge und Zeitschriften mit hoher Auflage wie „Stern“ und „Spiegel“ hergestellt. Tiefdruckereien stehen in Deutschland wegen Überkapazitäten sowie rückläufiger Auflagen bei Magazinen und Katalogen unter starkem Ertragsdruck. 74,9 Prozent der Prinovis-Anteile gehören dem Bertelsmann-Konzern (Gütersloh), der Rest der Axel Springer AG (Berlin/Hamburg).

Die Gewerkschaft mahnte die Gesellschafter, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Wenn das Bertelsmann-Management glaube, es könne diesen Standort einfach abwickeln, habe es die Rechnung ohne die Menschen gemacht, erklärte Werneke. „Soziale Verantwortung ist nicht nach Marktpreisen verhandelbar.“ Auch die Itzehoer SPD-Landtagsabgeordnete Birgit Herdejürgen verlangte von dem Gütersloher Medienkonzern akzeptable Lösungen für die Beschäftigten.

Die angekündigte Schließung der Prinovis-Druckerei hat nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein rein branchenspezifische Gründe. In ganz Europa gebe es Überkapazitäten im Druckbereich, sagte IHK-Vizepräsident Klaus-Hinrich Vater am Mittwoch in Kiel. „Wir bedauern das natürlich außerordentlich.“ Die Entscheidung sei aber auch keine Überraschung, weil schon seit anderthalb Jahren Gespräche liefen.

„Für die Region ist das natürlich ein Schlag ins Kontor“, sagte Vater. Sie erfreue sich nicht gerade einer positiven konjunkturellen Entwicklung. Umso mehr sei jetzt eine klare Aussage bezüglich der A20 inklusive der westlichen Elbquerung erforderlich, sagte der IHK-Vizepräsident. Die Region müsse besser an die großen Wirtschaftszentren im Westen Deutschlands und Europas angeschlossen werden. Andernfalls drohe in wenigen Jahren eine Einöde.

Minister Meyer will Arbeitsplätze erhalten


Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) will sich unterdessen dafür einsetzen, dass trotz der Schließung der Großdruckerei Prinovis in Itzehoe viele Arbeitsplätze in der Region gerettet werden. Er stehe bereit, gemeinsam mit dem Unternehmen und der Gewerkschaft den Standort so zu begleiten, dass so wenige Arbeitsplätze wie möglich in der Region verloren gehen, kündigte Meyer am Mittwoch in Kiel an. Der SPD-Politiker appellierte an den Konzern Bertelsmann als Eigentümer, die sozialverträglichste Lösung für die Standortschließung zu erreichen. Sein Ministerium sei bereits seit längeren in Gesprächen mit dem Bertelsmann-Vorstand und dem Betriebsrat. Meyer bedauerte die Entwicklung um Prinovis. Das Werk mit 1100 Beschäftigten wird Mitte 2014 geschlossen.

( (dpa/abendblatt.de) )

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