Wohnen auch im Umland immer teurer. Kiel will Neubauten in Norderstedt, Wedel, Pinneberg, Ahrensburg, Glinde und Reinbek fördern.

Kiel/Hamburg. Im Sog der rasant steigenden Mieten in Hamburg wird Wohnen auch im Umland der Metropole immer teurer. So teuer, dass Schleswig-Holstein nun gegensteuern will. Innenminister Andreas Breitner (SPD) kündigt eine "Offensive für bezahlbares Wohnen" an. Zunächst sollen bis Ende kommenden Jahres 50 Millionen Euro aus dem Wohnraumförderprogramm speziell für den Bau von Sozialwohnungen in den Kommunen an der Grenze zu Hamburg zweckgebunden werden.

Bauherren werden künftig 85 statt bisher 75 Prozent der Gesamtkosten einer Wohnung als zinsgünstiges Darlehen erhalten. Breitners Intention: "Private Investitionen in soziale Mietwohnungen bleiben wirtschaftlich, und Mieter können zu bezahlbaren Preisen wohnen." Der Minister schätzt, dass so erst einmal rund 450 öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden können. Ob das Programm über das Jahr 2014 hinaus verlängert wird, hängt nach den Worten von Ministeriumssprecher Thomas Giebeler davon ab, welche Wirkung es jetzt entfalte - ob die Zahl an günstigeren Wohnungen tatsächlich steige und ob die Mietpreise zumindest stabilisiert würden.

Im Fokus des Kieler Innenministeriums sind insbesondere Norderstedt, Wedel, Pinneberg, Ahrensburg, Glinde und Reinbek - Städte, in denen die Mieten in den zurückliegenden Jahren fast so stark gestiegen sind wie in Hamburg. Die genauen Werte hat das Hamburger Forschungsinstitut F+B in seinem sogenannten Mietenbarometer zusammengetragen. Demnach ist die Nettokaltmiete für eine durchschnittliche Referenzwohnung (50 bis 80 Quadratmeter Wohnfläche, durchschnittliche Lage und Ausstattung) bei Neuvermietung allein in Norderstedt seit 2005 um 16,6 Prozent gestiegen - von 7,21 Euro pro Quadratmeter auf 8,41 Euro. Der prozentuale Anstieg ist zwar geringer als in Hamburg (plus 25,4 Prozent), aber höher als in München (plus 15,8 Prozent). In ganz Schleswig-Holstein sind die Mieten dagegen im selben Zeitraum um 0,5 Prozent gesunken.

"Die Preise im Süden des Landes sind großflächig durch das Mietgefüge in Hamburg verdorben worden", sagt Jochen Kiersch, Geschäftsführer des Mieterbundes Schleswig-Holstein. Insofern begrüße er den Kieler Vorstoß. Doch er reiche nicht aus. Im Land fehlten zum Ende dieses Jahres rund 70.000 öffentlich geförderte Wohnungen.

Christoph Kostka, Landesgeschäftsführer des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, ist optimistisch, dass das Programm schnelle Wirkung zeigt. Die Förderung werde dazu führen, dass sich die Investition in öffentlich geförderte Wohnungen für Bauherren wieder besser rechne.