Klaus Meyer-Gaus plakatiert seit 22 Jahren Politiker in Hannover - für alle Parteien

Hannover. Ein Wahlplakat ist Klaus Meyer-Gaus besonders in Erinnerung geblieben. Zu sehen war es im Bundestagswahlkampf 1990: Oskar Lafontaine, damals noch in der SPD, im romantischen Licht eines Sonnenuntergangs abgebildet. "Das war so schön orange. Ich hatte das Gefühl, den ganzen Tag nur orange gesehen zu haben", sagt der 47-Jährige. Meyer-Gaus ist seit 22 Jahren Plakatkleber in Hannover. Von Helmut Kohl über Oskar Lafontaine bis David McAllister hat er bereits nahezu jeden Politiker auf eine Großfläche tapeziert. Im gerade auf Hochtouren laufenden Landtagswahlkampf in Niedersachsen hat er wieder alle Hände voll zu tun.

Für fast alle Parteien klebt Meyer-Gaus die Großflächen in der Landeshauptstadt - nur die Linken haben jemand anderen engagiert. Eigentlich ist er jedoch gelernter Landwirt. Die Ausflüge in die Stadt genießt der groß gewachsene Mann inzwischen sehr. "Dort gibt es immer so viel zu schauen. Leute beobachten ist einfach großartig."

Dabei muss er sich eigentlich auf seine Arbeit konzentrieren. Mit einer Art Besen verteilt der Plakatierer den hochwertigen Kleister auf der sogenannten Wesselmann-Fläche, die er selbst vor einigen Wochen aufgebaut hat. Das alte Plakat von SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil - noch nicht einmal zwei Wochen alt - muss durch ein neues Motiv ersetzt werden. Etwa 1500 Liter des Kleisters verbraucht er in einem Landtagswahlkampf.

Nach dem Kleister folgt schließlich das neue Plakat, die vier einzelnen Teile müssen vor dem Aufhängen 12 bis 24 Stunden gewässert werden. "Ansonsten spannt es zu sehr und würde reißen", erklärt Meyer-Gaus, während er ein Stück mit dem oberen Teil des Kopfes von Stephan Weil auf der Tafel anbringt. Mit dem Besen glatt streichen und schon hängt zehn Minuten später ein frischer SPD-Spitzenkandidat an der Großfläche. Meist macht er dann noch ein Foto von dem Motiv. "Die schau ich mir dann mal alle an, wenn ich 85 bin und nichts mehr zu tun habe", sagt er.

Neben Lafontaine befindet sich in dieser Sammlung auch Niedersachsens früherer Ministerpräsident Ernst Albrecht. Auch Helmut Kohl hat der 47-Jährige in insgesamt drei Wahlkämpfen aufgehängt. Bei allen Parteien gibt er sich die gleiche Mühe. Selbst wenn er stundenlang im Nieselregen, Schnee oder bei Minusgraden arbeiten muss. Handschuhe kann er bei seiner Arbeit nicht anziehen. "Dann habe ich kein richtiges Gefühl für das, was ich tue", sagt er. In diesem Jahr wird der Schwarmstedter aber auch im Sommer bereits weiterkleben. Ab August wird er die Großflächen für die Bundestagswahl vorbereiten und aufbauen, die er jetzt nach dem 20. Januar abbauen wird.