Bruttospielertrag und Besucherzahlen sind rückläufig. Schleswig-Holsteins Spielbanken stellen ihr Konzept um

Schenefeld. Eine Runde im Casino zocken? Das war gestern. Im Kampf gegen die ausbleibenden Besucher und seit Jahren rückläufigen Erträge setzen die Spielbanken in Schleswig-Holstein jetzt auf ein neues Konzept. "Clubsino" heißt die Neuausrichtung, die weniger auf dem Glücksspielangebot als vielmehr auf einem Unterhaltungsprogramm basiert.

In den kommenden Jahren sollen die fünf Spielbanken in Flensburg, Kiel, Lübeck, Schenefeld bei Hamburg und auf Sylt umgewandelt werden. Dafür werden Spielautomaten aus- und dafür Loungesessel und Bühnentechnik für Shows eingebaut.

"Eine Neuausrichtung der Spielbanken ist nötig, weil das alte Konzept nicht mehr greift", sagt Jürgen Kiehne, Geschäftsführer der Spielbank SH GmbH. Das Unternehmen gehört zu 100 Prozent dem Land Schleswig-Holstein. Unter dem Dach der GmbH sind alle fünf Häuser vereint. Kiehne misst ihren Erfolg am Bruttospielertrag und den Besucherzahlen. Beides war 2012 rückläufig. Im Vergleich zu 2011 zählten die Casinos sieben Prozent weniger Besucher. Insgesamt waren es noch rund 200.000. Die Bruttospielerträge sind laut Kiehne um 3,3 Prozent auf somit 17,4 Millionen Euro zurückgegangen. Zum Vergleich: 2007 waren es noch 29,7 Millionen Euro gewesen.

"Wir sind noch gut durchs vergangene Jahr gekommen. Es war zu befürchten, dass es noch schlimmer wird", sagt Kiehne. Die Spielbank in Travemünde traf es schlimmer. Hier brachen die Erlöse sogar um 20 Prozent ein. Die Spielbank wurde geschlossen. Nach 200 Jahren endete eine Ära.

Dafür wurde in Lübeck ein neues Haus eröffnet, ein Clubsino. Das erste seiner Art. Jessica Barke leitet es. Die einzige Spielbankchefin Deutschlands hat am neuen Lübecker Standort die Idee umgesetzt. "Das Konzept funktioniert. Die Besucher nutzen sowohl den Spiel- als auch den Unterhaltungsbereich", zieht die 42-Jährige eine erste positive Zwischenbilanz. Seit einem Monat stehen die Türen des Clubsinos in der Nähe des Lübecker Holstentors offen. Die kommenden fünf Monate will die Geschäftsführung das Projekt weiter beobachten. Verläuft diese Testphase weiterhin so erfolgreich, sollen auch in Schenefeld andere Zeiten anbrechen.

Jessica Barke hat bereits ihre Koffer gepackt. An diesem Wochenende zieht die Spielbankchefin nach Hamburg um. Sie übernimmt die Leitung des Schenefelder Casinos, ist damit Chefin von 90 Mitarbeitern und verantwortlich für die größte Spielbank Schleswig-Holsteins.

Die gelernte Schifffahrtskauffrau, die sieben Jahre lang das Casino in Travemünde leitete und den Umzug nach Lübeck managte, soll auch dem Flaggschiff des Unternehmens zu neuem Glanz verhelfen. Fest steht, dass das Casino vor den Toren Hamburgs umgestaltet wird. Wie das im Detail aussehen soll, ist aber noch unklar. "Es gibt viele Ideen", hält sich Jessica Barke bedeckt.

Klar ist, dass der Mietvertrag für die Fläche im zweiten Stock des Schenefelder Einkaufszentrums ausläuft. Ob er nach 15 Jahren wieder verlängert wird, soll erst im Frühjahr entschieden werden. "Schon aufgrund der Kosten liegt es näher, dass wir hierbleiben. Aber der Standort ist nicht in Stein gemeißelt", macht Barke deutlich. "Wir fahren in dieser Sache zweigleisig. Zum einen suchen wir nach Möglichkeiten, die Räume zu erweitern. Gleichzeitig schauen wir, ob es in der Nähe einen vergleichbar attraktiven Standort wie im Schenefelder Stadtzentrum gibt", so Geschäftsführer Kiehne.

Im Sommer möchte Barke in die genaue Planung einsteigen. Bereits im kommenden Monat will die Geschäftsfrau, die von sich selbst als "Exotin in einem männerdominierten Metier" spricht, erste Veranstaltungen in der Schenefelder Spielbank organisieren. Später soll eine Bühne mit professioneller Tontechnik angeschafft werden.

Zusammen mit den anstehenden Erweiterungen und Umbauten in den anderen drei Spielbanken muss das Unternehmen in den kommenden Jahren eine kräftige Summe investieren. Denn nicht nur in Schenefeld steht ein Umzug zur Debatte. Auch in Kiel müssen für die Umwandlung des Casinos in ein Clubsino weitere Flächen an der Holstenbrücke gefunden werden. Gelingt dies nicht, müssen die Umzugskartons gepackt werden.

Zudem stehen auch am Standort Sylt Veränderungen an. Der Mietvertrag läuft aus, eine Entscheidung über die Nutzung des Gebäudes, in dem auch die Gemeindeverwaltung sitzt, wurde noch nicht getroffen.

Unsicher ist auch, wie und wann es mit dem Verkauf der Spielbank SH GmbH weitergeht. Die Landesregierung hatte 2011 den Verkauf beschlossen. Ein anschließendes europaweites Bieterverfahren brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg. Es gab zwar Interessenten, den erhofften Verkaufserlös wollten sie aber nicht zahlen.

Die Bieter kritisierten unter anderem die Standorte der Spielbanken in Travemünde und auf Sylt. Zudem scheuten sie vor der geforderten Verpflichtung zurück, die Casinos in den kommenden fünf Jahren zu betreiben. Der ehemalige Finanzminister Rainer Wiegard zog daraufhin die Notbremse - der Verkauf wurde dann erst einmal auf Eis gelegt.