Der Umsatz der norddeutschen Baumarktkette steigt dank neuer Kooperationen um knapp 13 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro.

Soltau. Für die Hagebau Handelsgesellschaft hat das Jahr 2012 mit einem Rekord geendet. Die Kooperation aus Baustoff-, Holz- und Fliesenfachhändlern sowie Baumarktbetreibern in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz hat den Umsatz im abgelaufenen Jahr um knapp 13 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro gesteigert. Der Einkaufsumsatz im Baustoff-, Holz- und Fliesenfachhandel stieg insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um satte 19,1 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro, wie die Handelskette am Montag im niedersächsischen Soltau mitteilte.

Schwerpunkt des Umsatzwachstums war der Baustoffhandel, der um 2,93 Milliarden Euro (plus 22,2 Prozent) zulegte. Ebenfalls mit einem deutlichen Plus schlossen der Hagebau Holzhandel sowie der Fliesen- und Natursteinfachhandel das Geschäftsjahr 2012 ab, die jeweils um 9,6 Prozent stiegen. Aber auch der Einzelhandel (Hagebaumärkte, Fachmärkte und sonstige Baumärkte) wies 2012 einen starken, um 3,3 Prozent höheren Einkaufsumsatz als im Vorjahr auf.

Damit hebt sich die Hagebau-Kette, nicht zuletzt durch den Eintritt weiterer Gesellschafter deutlich von der Entwicklung anderer Baumärkte ab, die vor allem unter der schleppenden Konsumnachfrage im europäischen Ausland leiden. So hat die Kette Hornbach von März bis Ende November 2012 im Ausland ein Wachstum von gerade einmal ein Prozent vermeldet. "Im Gegensatz zum Wettbewerb hat sich unser Umsatz beispielsweise in Österreich sehr zufriedenstellend entwickelt", sagte eine Hagebau-Sprecherin am Montag. Mitten in der Restrukturierung steckt noch immer der inzwischen in Hamburg ansässige Konkurrent Praktiker. Am Mittwoch treffen sich die Anleihebesitzer der angeschlagenen Baumarktkette, um einen gemeinsamen Vertreter zu wählen. Die Gläubiger, die mit 250 Millionen Euro beim Konzern eingestiegen sind, wollen beim Umbau mitreden.

Die Hagebau mit ihren mehr als 300 Gesellschaftern kennt diese Probleme nicht. Die Kooperationsgruppe verknüpft derzeit ihre drei Vertriebskanäle, Baumärkte, Kataloge und Internet enger miteinander. Erst im Juni wurde der erste Hagebaumarkt in Hamburg am Poppenbütteler Weg eröffnet - an einem ehemaligen Obi-Standort. Als verkaufsfördernd im Baustoffhandel hat sich zudem die Modernisierungswelle im Wohnungsbau herausgestellt. Dabei will Hagebau mehr sein als nur Lieferant. So hat das Unternehmen zusammen mit den Industrie- und Handelskammern inzwischen "Modernisierungsspezialisten" ausgebildet, die für Grundeigentümer beispielsweise die energetische Sanierung eines Einfamilienhauses zentral steuern, von der Koordination der einzelnen Gewerke bis hin zur Auswahl der Baustoffe. Das Modell habe sich als erfolgreich herausgestellt und werde in diesem Jahr fortgesetzt und exportiert: "Wir starten damit jetzt auch in Österreich."

Unterdessen glaubt die Handelskette nicht daran, ihre Rekordumsatzsteigerung fortsetzen zu können: "Nach vielen Jahren des starken Wachstums rechnen wir für 2013 - abhängig von der europäischen Marktlage - mit einer moderaten Umsatzsteigerung", sagte Hagebau-Geschäftsführer Heribert Gondert. "In jedem Fall werden wir aber weiter auf den Modernisierungsmarkt setzen, der uns und unseren Gesellschaftern schon 2012 kräftig Rückenwind gegeben hat." Der Hagebau gehören 307 Gesellschafter mit 1435 Betriebsstätten an.