Lüneburg. Es können Gewalt und Missbrauch sein, aber auch ein Einbruch oder ein schwerer Unfall gelten als Ursache: Traumatisierte Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe, doch trotz aller Bemühungen sind die Schwellen oft hoch. Ändern sollen das zwei Projekte, die am Montag in Lüneburg vorgestellt wurden: ein Netzwerk und eine Beratungsstelle.

Die Beratungsstelle gegen Mobbing und Missbrauch an Schulen und Kitas ist seit Schuljahresbeginn in Betrieb, bislang sind dort fast 230 Anrufe und E-Mails eingegangen. Niedersachsen sei das erste Bundesland mit einer solchen Einrichtung, sagte Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) bei seinem Besuch in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Lüneburg.

Die Klinik ist die einzige in Norddeutschland, die an einem vom Bundesbildungsministerium geförderten Forschungsprojekt zu minderjährigen Misshandlungsopfern beteiligt ist. Mitarbeiter der Klinik bilden Pädagogen zu sogenannten Case-Managern weiter, die Misshandlungsopfer und traumatisierte Kinder und Jugendliche früher erkennen und auf dem Weg zu passgenauen Therapien begleiten sollen. Gleichzeitig bietet die Lüneburger Einrichtung eine spezielle Therapie für traumabelastete Mädchen und Jungen an, die auf zwölf Wochen angelegt ist und die Eltern mit einbezieht.

"Es geht nicht ohne eine Lotsenfunktion im Helferdschungel", sagte Chefarzt Dr. Alexander Naumann. Ziel des Trauma-Netzwerks sei es daher, möglichst viele der Menschen zu erreichen, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Denn viele Symptome, wie beispielsweise die Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ADHS, seien letztlich auf ein Trauma zurückzuführen.