Die Segler, die mehrfach Drogen aus der Karibik nach Europa brachten, müssen wahrscheinlich jahrelang ins Gefängnis

Flensburg. Es ist der Stoff, aus dem sonst nur "Tatorte" sind, und langsam naht das große Finale: Im sogenannten Karibik-Verfahren hat der Staatsanwalt am Dienstag vor dem Landgericht Flensburg Haftstrafen von bis zu zehn Jahren gefordert. Die Angeklagten, die von der Insel Föhr, aus den Niederlanden und Südafrika stammen, sollen mit einer Segelyacht seit 2008 mehrfach Kokain von Südamerika nach Europa gebracht haben. Für jede Fahrt sollen sie jeweils mehrere 100.000 Euro erhalten haben. "Wir reden von Millionenbeträgen", betonte der Staatsanwalt. Für den niederländischen Angeklagten forderte er eine Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Jahren.

Der deutsche Angeklagte solle neun Jahre und sechs Monate erhalten, der Südafrikaner sieben Jahre. Die Männer, die seit Mai vor Gericht stehen, haben weitgehende Geständnisse abgelegt.

Es bestehe ein erheblicher Unterschied zu einer reinen Kurierfahrt, so der Ankläger. Die Segelfahrten der Männer erforderten "viel mehr Können und Organisation, das lohnt sich nur bei großen Mengen". Im Juli 2011 war vor der Karibik-Insel St. Maarten die Yacht "Moon Shadow" mit mehr als einer Tonne Kokain aufgebracht worden. "Wir haben hier eine außerordentlich hohe Menge", befand der Staatsanwalt. In ganz Deutschland würden jährlich zwei bis drei Tonnen Kokain sichergestellt.

Das Kokain soll aus Venezuela stammen und mit einer Segelyacht nach England und von dort in die Niederlande verschifft worden sein. In Europa sollte es durch bislang Unbekannte weiterverkauft werden. Es habe sich jeweils um "nahezu reines" Kokain gehandelt, so der Staatsanwalt.

Bei dem Deutschen handelt es sich um den Tatverdächtigen Frank L., der auf Föhr geboren und aufgewachsen ist und dort vor seiner Festnahme Segeltörns anbot. Andere Föhrer beschrieben ihn zum Zeitpunkt der Festnahme als sportlich und fleißig, als Abenteurer und begeisterten Segler, der für reiche Leute Schiffe übergeführt habe. Häufig sei der Insulaner, der früher im Hafenbereich gearbeitet habe, mit seinen Booten unterwegs gewesen oder habe an ihnen herumgewerkelt. Das Bild, das die Einheimischen von Frank L. zeichneten, hatte nichts mit einem abgebrühten Kriminellen zu tun, der im großen Stil Rauschgift von A nach B transportiert.

Der Staatsanwalt wertete die Geständnisse denn auch zum Vorteil der Angeklagten. Der Verteidiger des Wykers hob hervor, dass der Prozess durch die Aussagen seines Mandanten überhaupt erst möglich geworden sei. Er habe sehr schnell ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich selbst stark belastet. Er müsse eine spürbar geringere Strafe erhalten als der Niederländer - nicht mehr als sechs Jahre.

Für alle Männer gelte, dass es keinerlei Nähe zu einem Umsatzgeschäft gebe und auch keine Beteiligung am An- und Verkauf. "Das ist wie ein Transport auf der Autobahn." Sein hoch verschuldeter Mandant sei in einer schwierigen Lebenssituation gewesen. Dann habe das große Geld gewinkt. "Eine wahnsinnige Verlockung, und der sind die Angeklagten erlegen." Für den Niederländer war schon zuvor eine Absprache getroffen worden, die ihm eine Haftstrafe zwischen zehn und maximal elf Jahren zusicherte.

Der Verteidiger des Südafrikaners plädierte wegen dessen "untergeordneter Rolle" für eine Gesamtfreiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Der Südafrikaner nutzte als Einziger die Gelegenheit zum letzten Wort: Er habe sich niemals vorstellen können, dass alles solche Dimensionen habe. Das Urteil wird am 19. Dezember verkündet.

Spektakuläre Schmuggel-Aktionen per Schiff sorgen auch in Hamburg immer wieder für Aufsehen. Im April 2011 konnten die Ermittler im Hafen 1,33 Tonnen Kokain sicherstellen - die größte Menge, die je in Deutschland gefunden wurde.

Insgesamt sieben Container hatten die Verdächtigen in Asunción, der Hauptstadt Paraguays, auf die Reise geschickt. Zum Überseetransport waren die Kokspäckchen in Kisten mit Holzbriketts verpackt worden, die zunächst aufgesägt, dann mit den Päckchen befüllt und für den Transport mit Heißkleber wieder verschlossen wurden.