Die Zwillingsbrücke über die Stör bei Itzehoe ist schon so gut wie fertig. Es sollen aber noch weitere Baumaßnahmen folgen.

Itzehoe. Der mehr als 140 Millionen Euro teure, vierspurige Ausbau der Westküstenautobahn 23 nähert sich einem Schlüsseldatum: Die bereits begonnene Montage der Zwillingsbrücke über die Stör bei Itzehoe soll bis April 2013 abgeschlossen sein, wie das Verkehrsministerium in Kiel bestätigte. Die erste Brücke ist bereits seit 2010 in Betrieb. Über sie läuft der Verkehr derzeit jeweils einspurig.

Der Bau der Zwillingsbrücke ist ein Mammutprojekt. Derzeit liegen Bauteile am Nordufer der Stör neben den Fahrbahnen. Zwei Kräne werden den Koloss nach beendeter Montage auf die 20 Meter hohen Brückenpfeiler setzen. Ministeriumssprecherin Birgit Einfeld sagte gestern: "Die Arbeiten liegen noch voll im Zeitplan." Für die Zwillingsbrücke war zunächst der bereits bestehende Neubau neben die alte und marode Störbrücke gesetzt worden. Nach der Fertigstellung im Jahr 2010 war die nicht mehr sanierungsfähige Brücke abgerissen worden. Sie war zwischen 1965 und 1967 für die Ortsumgehung Itzehoe gebaut worden. Auf der bereits eingesetzten Brücke wird nach Fertigstellung des Zwillingsexemplares der Verkehr in Richtung Heide fließen, der Neubau nimmt dann den Verkehr in Richtung Hamburg auf.

Dann wird ein Nadelöhr beseitigt sein - und der Waren- und Urlaubsverkehr an die Westküste flüssiger rollen, wie ADAC und Verkehrsministerium hoffen. Seit dem Bau der A 23 - sie wurde im Jahr 1990 fertiggestellt - klaffte eine gut sieben Kilometer lange Lücke zwischen den Enden in Heide und Hamburg: Die Itzehoer Ortsumgehung, aktuell überbrückt zwischen den Anschlussstellen Itzehoe-Nord und Itzehoe-Süd durch die Bundesstraße B 5, bildete seitdem einen Stauschwerpunkt.

Wenn weiterhin alles nach Plan laufe, so Birgit Einfeld, rollen Pkw und Lkw direkt nach der Montage im April über die Zwillingsbrücke. Die rund sieben Kilometer lange Gesamtstrecke zwischen den Itzehoer Anschlussstellen Nord und Süd soll bis Ende 2015 vierspurig ausgebaut werden. Dann soll auch der letzte Engpass beseitigt sein. Dieser Zeitplan war bereits beim symbolischen ersten Spatenstich im Jahr 2006 vorgesehen gewesen.

Auch für den hohen Nordwesten laufen im Kieler Ministerium Planungen: Zwischen Tönning und Husum ist eine "2+1-Verkehrsführung" vorgesehen, die bereichs- und wechselweise das Überholen ermöglicht. Derzeit werden nach Auskunft des Verkehrsministeriums in Kiel die Bauentwurfsunterlagen erstellt. Der erste Teilabschnitt zwischen Tönning und Rothenspieker soll in Kürze ins Planfeststellungsverfahren gehen. Die Kosten für diese Maßnahme werden bei etwa 74 Millionen Euro liegen, ein Datum für den Baubeginn steht noch nicht fest.

Noch weiter nördlich zwischen Hattstedt und Bredstedt soll die B 5 verlegt werden. Das Planfeststellungsverfahren läuft seit 2009, derzeit werden Klagen gegen die im März 2012 erlassenen Beschlüsse verhandelt. Dementsprechend ist ein Baubeginn noch nicht abzusehen, zumal die Finanzmittel des Bundes noch nicht genehmigt sind. Auch zwischen Itzehoe und Wilster soll die B 5 dreistreifig ausgebaut werden. Ziel: eine bessere Anbindung des Wirtschaftraums Brunsbüttel. Bereits seit Ende 2010 ist der Abschnitt zwischen Itzehoe und Heiligenstedten im Bau, der weiterführende Abschnitt bis Wilster-West befindet sich im Planfeststellungsverfahren.

Die Forderung einer besseren Verkehrsanbindung der Westküste hat eine lange Tradition: Schon 1935/1936 war der Ruf nach einem Ausbau der damaligen Reichsstraße 5, der wichtigsten Verbindung nach Hamburg, gefordert worden. Mit der zunehmenden Motorisierung begannen Gedankenspiele zu einer Umgehung von Rellingen und Pinneberg. Sie wurden jedoch zunächst verworfen. In den Jahren 1947 bis 1950 wurde die Betondecke bei Elmshorn, auf der damals ersten Straßengroßbaustelle des Landes, hergestellt. Die Straßenbauämter Hamburgs und Schleswig-Holsteins verhandelten seit 1949 über eine Entlastung für die B 5. In Hamburg war die A 23 zur Umgehung von Eidelstedt geplant worden. Die Straße von der A 7 in Richtung Krupunder wurde 1964 freigegeben. Ende der 1960er-Jahre schritten die Planungen fort. Doch die waren schwierig: Für das Stück zwischen Krupunder und Rellingen mussten 50 Häuser weichen.