Seit 50 Jahren schreiben Kinder dem Weihnachtsmann nach Himmelpforten bei Stade. Der erste Wunsch: ein Brüderchen

Himmelpforten. Kein Zweifel: Der Weihnachtsmann und das Christkind wohnen in Himmelpforten. Da war sich Bärbel, Tochter des Gastwirts Witt, ganz sicher. Und weil sie sich eine Puppe und einen Bruder wünschte, riet ihr Vater ihr, dem Weihnachtsmann doch einfach einen Brief zu schreiben.

"Das habe ich 1962, als Achtjährige, getan und war überglücklich, als ich eine Antwort auf einem Briefbogen mit Glanzbildern bekam", erinnert sich Bärbel Rosendahl. Die Idee ihres Vaters markierte den Beginn einer himmlischen Weihnachtsgeschichte, die das niedersächsische Örtchen bei Stade als "Christkinddorf" bekannt machte.

Heute, 50 Jahre später, schreiben Kinder aus aller Welt Briefe an den Weihnachtsmann und schicken sie an das "Christkindpostamt in 21709 Himmelpforten". "Zwischen 40 000 und 50 000 Briefe sind es jedes Jahr", sagt der Postbeamte Wolfgang Dipper, der das Christkindpostamt im Auftrag der Deutschen Post leitet. Denn längst ist es nicht mehr wie vor 50 Jahren, als der damalige Himmelpfortener Postamtsleiter Helmut Stolberg der kleinen Bärbel handschriftlich im Namen des Weihnachtsmannes antwortete. Es gibt mittlerweile 27 ehrenamtliche Helfer, die die Flut der Briefe beantworten.

Jetzt, in der Adventszeit, herrscht Hochbetrieb. Der Postbeamte Hermann Bardenhagen, der zehn Jahre Bürgermeister des Christkinddorfes war, leitete ab 1967 das himmlische Postamt und ist seit seiner Pensionierung im Jahr 1990 jedes Jahr als Ehrenamtlicher dabei. 2000 bekam er dafür höchste Anerkennung vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau.

30 000 Briefe pro Jahr erreichten das Postamt, als Wolfgang Dipper 2003 neuer hauptamtlicher Leiter des Christkindpostamtes wurde. Im Folgejahr zog die himmlische Poststelle in die Villa von Issendorff um, wo im Nebenraum die "gute Stube des Weihnachtsmannes" eingerichtet wurde. Rund um die Villa am Christkindplatz 1 gibt es nun seit sieben Jahren einen zehntägigen Markt, zu dem Tausende Besucher kommen. In langen Schlangen warten die Kinder geduldig, um den Weihnachtsmann zu treffen.

Bis Sonntag gibt es dazu nun wieder Gelegenheit. Und in der Christkindschreibstube werden in der Adventszeit weiter täglich mehr als 1000 Briefe beantwortet, in denen sich Mädchen und Jungen Teddys und Puppen, Computer, Legosteine oder einen Hamster wünschen. Einige schreiben, dass ihr einziger Wunsch sei, einfach nur mal Post vom Weihnachtsmann zu bekommen. Ein Wunsch, der gern erfüllt wird.

"Wir sind keine Wichtel oder Engel, sondern die Helfer des Weihnachtsmannes", stellen die Ehrenamtlichen klar. In gemütlicher Runde, bei selbst gebackenen Plätzchen, Kaffee und Kerzenschein, öffnen sie stündlich Hunderte Briefe und versenden Antworten. "Wir bekommen wahre Kunstwerke von den Kindern - gemalt, liebevoll dekoriert und so herzlich geschrieben, dass es eine Freude ist", sagt eine Dame, die trotz Berufstätigkeit im Postamt hilft. Sie erzählt, dass auch Erwachsene Briefe schrieben, weil sie traurig und einsam seien, ein schweres Schicksal mitteilen wollen oder einem lieben Menschen mit der Antwort des Weihnachtsmanns eine Freude bereiten wollen.

"Solche Briefe werden sehr persönlich von uns beantwortet", sagt die Himmelpfortenerin und betont, dass im himmlischen Briefbetrieb das Postgeheimnis selbstverständlich ganz penibel beachtet werde.

Ganz wichtig sei es, dass die Eltern den Absender nicht vergessen, "sonst kann der Weihnachtsmann natürlich nicht antworten", heißt es im Postamt. "Die Post begleitet und sponsert bundesweit in derzeit acht Weihnachtspostämtern den Briefwechsel, stellt die Antwortbriefe, Kuverts und zahlt das Porto", sagt Wolfgang Dipper.

Das 50-jährige Bestehen des Christkindpostamtes werde als "ganz besonderes Ereignis gefeiert", erzählt der amtierende Bürgermeister Lothar Wille, der an diesem Nachmittag kurz im Himmelspostamt hereinschaut.

Gemeinsam mit den Ratsmitgliedern hat er das Christkinddorf mit hübsch geschmückten Weihnachtsbäumen dekoriert. "Es gibt vieles, was unsere Jubiläumsweihnacht verschönert", sagt Wille. "Der Künstler Dirk Behrens hat zum Jubiläum sogar drei verschiedene Himmelpfortener Geschenkpapiere entworfen, in die zum Fest die Gaben verpackt werden können." Sie sind unter anderem mit Motiven des Christkindpostamts und mit historischen Postkartenmotiven des Örtchens Himmelpforten gestaltet.

Darin können die Geschenke verpackt werden, die sich die Kinder in ihren Briefen gewünscht haben.