Timmendorfer Strand. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft auf eine "missionarische Wirkung" des Reformationsjubiläums 2017 und der Lutherdekade der evangelischen Kirche. Es sei nicht belanglos, ob es in einer Gesellschaft ein Verständnis für die Grundlagen des christlichen Glaubens gebe, sagte Kanzlerin Merkel in Timmendorfer Strand vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

"Dem Staat ist weltanschauliche Neutralität auferlegt", betonte die Kanzlerin in ihrer ersten Rede vor einer EKD-Synode. Aber die Bundesrepublik sei "nicht laizistisch gegründet" worden, und die Präambel des Grundgesetzes beginne "nicht ohne Grund mit dem Satz: Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen."

Sie hoffe deshalb, dass durch das Jubiläum "etwas vom Geist der Reformation zu den Menschen gelangt, die vom Geist der Reformation vielleicht schon lange nicht mehr oder nie gehört haben", erklärte Merkel. Der Auftrag der Kirchen, Werte zu vermitteln, und ihr "Wächteramt" seien unverzichtbar für die Gesellschaft. "Es ist deswegen ganz wichtig, dass die Feierlichkeiten des Reformationsjubiläums auch Impulse zu einer religiösen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Bildung leisten, auch für jene, die sich keiner Religion zugeordnet sehen", so Merkel.

Den Kirchen riet die Kanzlerin, auch an das ökumenische Miteinander zu denken. In einer säkularen Welt "sollten wir das Gemeinsame der christlichen Religionen in den Vordergrund stellen", fügte Merkel hinzu. Sie ging ferner auf die weltweite Christenverfolgung ein. Derzeit sei man weltweit "unendlich weit von wirklicher Anerkennung und Beachtung" des global gültigen Menschenrechts auf Religionsfreiheit entfernt". Die Christen seien die am stärksten verfolgte Religion der Welt.