Aurich. Bill Loppnow ist begeistert. Endlich kann er nach Herzenslust Plattdeutsch sprechen und wird auch noch verstanden. In seiner Heimatstadt Manitowoc im US-Bundesstaat Wisconsin findet der 66-Jährige kaum noch jemanden, mit dem er sich unterhalten kann. Auf der 17. Düütsch-Amerikaansche Plattdeutsch-Konferenz am Wochenende im ostfriesischen Aurich spricht sie jeder. "Ik bün happy", sagt er in seinem besonderen Sprachmix.

Etwa 140 "Plattsnacker" sind gekommen. Die meisten stammen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein, 40 aus den USA. Die nordamerikanischen Gäste sind Nachfahren norddeutscher Auswanderer, einer von ihnen ist Bill Loppnow. Urgroßvater und Großvater zog es 1865 aus Pommern in die USA, erzählt er. "Pommern Platt Speaker" hat er sich aus alter Verbundenheit auf seine Visitenkarte drucken lassen. "Die Sprache wurde von Generation zu Generation weitergegeben", sagt der gelernte Krankenhauslaborant. Heute gebe es in den USA aber nur noch wenige, die Plattdeutsch beherrschten. Darum hat sich Loppnow bereits zum achten Mal auf den Weg nach Deutschland gemacht.

Erster Ausflugsort der bunt zusammengewürfelten Reisegruppe ist die mittelalterliche Versammlungsstätte Upstalsboom in Rahe bei Aurich. Dort trafen sich bis zum Jahr 1361 regelmäßig die Abgesandten der "Sieben Seelande", um ihre vom Kaiser gewährte Freiheit zu manifestieren. Als Erinnerung daran wurde eine Steinpyramide errichtet.

"This monument ist from 1833", empfängt Helmut Collmann, Präsident des Kulturverbandes Ostfriesische Landschaft, die Gäste. Anschließend macht er, offenbar aus Gewohnheit, auf Hochdeutsch weiter, was nicht allen gefällt. Verabredet war, dass die Konferenz auf Englisch und Plattdeutsch abgehalten wird. "Ik verstoh dat nicht", beklagt sich Annette Malcke aus Schortens, geht mit ihrem Einwand aber im allgemeinen Sprachgewirr unter. Platt sprechen laut Collmann in den USA zumeist nur noch die über 70-jährigen Nachfahren deutscher Auswanderer. Auch in Ostfriesland sei es bei vielen Jüngeren nicht mehr "up to date".

Die Konferenz fand erstmals in Ostfriesland statt. Die 16 vorherigen Treffen waren im jährlichen Wechsel in Schleswig-Holstein und den USA ausgetragen worden, zuletzt 2010 in Nortorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und 2011 in Wausau (Wisconsin).