Hannover. Niedersachsen ist nach Ansicht von Atomkraftkritikern für den Fall einer Reaktorkatastrophe nicht gerüstet, weil die Landesregierung die Landkreise bei der Notfallplanung allein lässt.

Bürgerinitiativen aus dem Umfeld des Kernkraftwerks Grohnde bei Hameln haben in den vergangenen Monaten in den Kreisstädten der Region die dort ausliegenden Katastrophenschutzpläne begutachtet und machten auf einer Pressekonferenz in Hannover gestern eine regelrechte Mängelliste auf. So plant etwa Hameln, bei einem Reaktorunfall mit radioaktiver Verseuchung die Menschen aus der Region in Zügen nach Hildesheim zu bringen. Dort aber weiß niemand etwas von diesen Plänen.

Auch der Evakuierungsradius von zehn Kilometern ist nach Einschätzung der Umweltschützer viel zu klein. Bei einem Super-GAU müsse dieser 170 Kilometer betragen, forderten sie. Zudem sei der Richtwert für Evakuierungen mit 100 Millisievert viel zu hoch, müsse auf 20 Millisievert gesenkt werden.

"Es herrscht ein heilloses Durcheinander", fasste Tobias Darge von der Initiative "Grohnde abschalten" seine Eindrücke zusammen. Grohnde ist neben Emsland das zweite Kernkraftwerk, das in Niedersachsen noch läuft, und soll erst zu Beginn des nächsten Jahrzehnts vom Netz gehen. Der Reaktor Grohnde läuft seit 1984 und gehört weltweit zur Spitzengruppe bei der Stromproduktion.