Mutter ließ vor vielen Jahren drei Neugeborene unversorgt sterben. Festnahme und Geständnis

Ostertimke. Eine 43 Jahre alte Frau aus Ostertimke im Kreis Rotenburg hat offenbar drei Kinder unversorgt sterben lassen. Der frühere Lebensgefährte der Frau entdeckte laut Ermittlern eine der Leichen bei Aufräumarbeiten auf seinem Dachboden. Dort hatte das tote Kind offenbar über Jahre, vermutlich seit den 90er-Jahren, gelegen. Den zweiten Leichnam spürten Suchhunde auf, ebenfalls unter dem Dach des Hauses. Auch dieses Kind lag dort viele Jahre. Die mutmaßliche Mutter der Kinder wurde in einer Klinik in Hessen festgenommen. Sie gab gegenüber Polizeibeamten an, noch ein drittes Kind unversorgt zurückgelassen zu haben. Dieses habe sie in der freien Natur abgelegt. Nach Spuren dieses Kindes wird noch gesucht.

"Ich bin selbst Familienvater und da ist es mir unbegreiflich, wie man so etwas tun kann", sagte der Bürgermeister von Tarmstedt, Frank Holle. In seiner Samtgemeinde liegt der Ort Kirchtimke, zu dem wiederum Ostertimke mit seinen rund 280 Einwohnern gehört. Es ist ein Ort, in dem jeder jeden kennt, in dem der Schock nun tief sitzt. Die Mutter der toten Babys war vor mehreren Jahren aus dem Dorf im Kreis Rotenburg/Wümme (Niedersachsen) nach Südniedersachsen gezogen. Nach Ermittlerangaben lebt sie dort in einer neuen Beziehung. Sie hat demnach noch drei weitere Kinder zur Welt gebracht. Zwei mit ihrem Exmann. Sie sind noch im Schulalter und leben im Kreis Rotenburg. Mit dem neuen Partner hat sie einen Säugling. Der frühere Ehemann blieb nach der Trennung des Paares in Ostertimke.

Laut Burkhard Vonnahme, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Stade, sei es der heute 43-Jährigen damals vermutlich gelungen, die Schwangerschaften vor ihrem Mann zu verheimlichen: "Wir gehen im Moment davon aus, dass sie sich mit der Schwangerschaft überfordert gefühlt hat." Die Ermittler vermuten, dass der Ex-Mann auch der Vater der Kinder ist. "Wir wissen es aber noch nicht genau", so Vonnahme. Nach dem Geständnis der Frau erließ ein Richter in Stade am Sonntagnachmittag Haftbefehl wegen Verdachts des dreifachen Totschlags gegen die 43-Jährige. Weswegen sich die Verdächtige in Hessen in einer Klinik aufhielt, konnte die Staatsanwaltschaft gestern nicht sagen. Inzwischen sitzt die Frau in einem Gefängnis in Niedersachsen. Die Leichen der Babys werden in der Rechtsmedizin untersucht. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft werde auch zu klären sein, ob die Frau zum Zeitpunkt der Taten schuldfähig war, so der Sprecher.

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder schockierende Fälle gegeben, bei denen Mütter neugeborene Kinder getötet haben. Im Februar 2012 fanden Ermittler ein totes Mädchen in einer Plastiktüte in Hohen Neuendorf (Brandenburg). Ein Jahr zuvor gruben Polizisten in einem Garten in Jüterbog (Brandenburg) Überreste eines toten Kindes aus. Im Januar 2011 war ein totes Baby in einem Altkleidercontainer entdeckt worden. In Verden hatte eine Polizistin im Jahr 2010 ihr Baby erstochen und nahe der Wümme vergraben. Im Jahr 2005 waren in einer Garage in Brandenburg gar neun Babyleichen gefunden worden.