Sieben Jahre altes Mädchen kämpft nach dem Feuerunfall bei Krippenspiel um sein Leben. Erzbischof Thissen betet an Krankenbett.

Bad Segeberg. Es sollte ein besonderer Heiligabend für Emma* werden. Doch er mündete in einer Katastrophe. Jetzt kämpft die Siebenjährige um ihr Leben .

Nach einem Feuerunfall bei einem Krippenspiel in der Katholischen Kirche St. Johannes in Bad Segeberg am Heiligabend schwebt das Mädchen aus der Gemeinde Blunk im Kreis Segeberg in Lebensgefahr. Emma liegt mit schwersten Verbrennungen an Kopf, beiden Armen, Hals und Brust im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg-Rahlstedt auf der Intensivstation der Abteilung für schwerbrandverletzte Kinder. Nach Angaben der Klinik war der Zustand des Mädchens am zweiten Weihnachtsfeiertag stabil.

+++Feuer bei Krippenspiel: Mädchen kämpft um sein Leben+++

+++Mädchen bei Krippenspiel schwer verbrannt+++

Ein Mann aus der Kirchengemeinde, der die Flammen an Emmas Kostüm mit seiner Jacke erstickt und ihr vermutlich das Leben gerettet hatte, liegt mit schweren Verbrennungen an den Händen in einer Klinik in Lübeck.

Um 15.30 Uhr an Heiligabend hatten sich in der Gemeinde St. Johannes der Täufer die etwa 100 katholischen Gläubigen zur Krippenfeier versammelt. Emma wirkte als Lämmchen in der Aufführung mit. Ihr selbst gebasteltes Kostüm bestand hauptsächlich aus flauschiger und leicht entflammbarer Watte. Das Krippenspiel war gerade beendet, und die kleinen Darsteller hatten begonnen, das "Friedenslicht aus Bethlehem" an die Gläubigen auszuteilen. Dieser Brauch besteht darin, in der Weihnachtszeit die Flamme einer Kerze, die in Bethlehem entzündet wurde, in aller Welt durch die Gemeinden zu tragen und weiterzugeben.

Augenzeugen berichteten, plötzlich sei ein Luftzug durch die geöffneten Türen der Kirche geweht. Dann sei alles sehr schnell gegangen: Die Flamme einer Kerze habe das Kostüm des Mädchens erfasst. In Sekundenschnelle habe Emma in Flammen gestanden. Eine Augenzeugin berichtete, sie habe das Kind kaum mehr sehen können, so groß sei der Feuerball gewesen. "Lieber Gott, warum?", fragten sich viele.

Bad Segebergs Gemeindewehrführer Mark Zielinski, 41, war an Heiligabend als erster Feuerwehrmann in der St. Johanneskirche: "Ich war gerade auf dem Weg zum evangelischen Gottesdienst in der Marienkirche, als mich die Rettungsleitstelle informierte: In der Kirche brennen Menschen, hieß es."

Keine drei Minuten später sei Zielinski dort eingetroffen. "Vor der Kirche saß Emmas Mutter mit ihrer Tochter auf dem Schoß. Neben ihr stand ein Mann mit verbrannten Händen", sagt der Feuerwehrmann. Er habe sofort einen Arzt, der gegenüber wohnt, herausgeklingelt. Der Arzt versorgte die Opfer, bis kurz darauf ein Rettungswagen und der Notarzt eingetroffen seien. Zielinski: "Das Mädchen war die ganze Zeit bei Bewusstsein." Die Menschen vor der Kirche seien entsetzt gewesen: "Der Heiligabend hatte von einem Moment auf den anderen seinen Zauber verloren", sagt der Gemeindewehrführer.

"Es war ein trauriger Weihnachtsmorgen", sagte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen gestern. "Ich war sehr erschrocken über die Nachricht von dem Unglück." Noch am Nachmittag des ersten Weihnachtstags war der katholische Geistliche zu einem Besuch auf die Intensivstation des Wilhelmstiftes gefahren. "Ich habe am Bett gesessen und mit dem Kind und für das Kind gebetet", sagte Thissen. Er habe den Eindruck, dass das schwer verletzte Mädchen bei den Ärzten in der Klinik in guten Händen sei. Auch die Mutter sei rund um die Uhr dort. In einem kurzen Gespräch habe er der Familie seine Unterstützung zugesagt. Gestern besuchte er den Lebensretter des Mädchens. Auch Paul Boon, Pfarrer der Gemeinde St. Johannes, hatte den beiden Opfern einen Besuch abgestattet.

Über die genauen Umstände des Brandes gab es gestern noch unterschiedliche Versionen. Die Polizei hatte zunächst berichtet, ein umgestürztes Glas mit einem Teelicht habe das Kostüm des Mädchens entzündet. Der Sprecher des Bistums, Marco Chwalek, sprach mit Augenzeugen und geht von einem Luftzug aus, der die Flamme anfachte. Sandra Rüder von der Polizei in Bad Segeberg spricht von einem "tragischen Unglücksfall".

Wehrführer Mark Zielinski hat der Familie des Kindes den Kontakt zum Norderstedter Verein Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder vermittelt. Die 1993 von Eltern betroffener Kinder gegründete Initiative berät und begleitet Familien und vermittelt Kontakte zu Ärzten und Reha-Maßnahmen.

* Name geändert

(abendblatt.de)