Obergrenze für Migranten soll am Donnerstag Thema einer außerordentlichen Versammlung sein

Norderstedt. An den Zäunen der Kleingartenanlage Harksheide-Kringelkrugweg in Norderstedt hängen so einige Schilder: Hunde anleinen! Tor immer schließen! Wenn es nach der Mehrheit der Kleingärtner geht, sollte schnell eines dazu kommen: Migranten draußen bleiben! Zu internationaler Bekanntheit haben es die Kleingärtner mit einer vereinseigenen Umfrage gebracht. 59 von 70 Laubenbesitzer sprachen sich dafür aus, nur noch einen bestimmten Anteil von Migranten am Kringelkrugweg zuzulassen - die meisten von ihnen, 42, favorisierten eine Obergrenze von 12,6 Prozent, entsprechend dem Migrantenanteil in Schleswig-Holstein. Elf Laubenpieper stimmten grundsätzlich dagegen.

Nach einer Welle allgemeiner Entrüstung - zahlreiche nationale und internationale Medien hatten über die Skandalumfrage berichtet - versuchen die Kleingärtner nun, die Wogen zu glätten. Für diesen Donnerstag hat der Vorstand zu einer außerordentlichen, nicht-öffentlichen Mitgliedersitzung auf der Anlage am Kringelkrugweg geladen. Dort soll über den Migrantenplan beraten werden.

Die Aussichten für ein Umdenken stehen offenbar gut. Der Vorsitzende des Kleingartenvereins, Gerd Kühl, habe deutlich gemacht, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um von der Migrantenquote endgültig Abstand zu nehmen, sagte Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt Norderstedt. Der Vorstand um den Vorsitzenden Kühl lässt mittlerweile keine Chance aus, sich für die begangene "Dummheit" zu entschuldigen, und hat beteuert, der Verein habe die Umfrage nie zur Satzung im Kleingarten machen wollen. Das Ergebnis sei vor allem als Hilferuf der Kleingärtner zu sehen, die mit der Integration von Russen und Türken in ihrem Verein überfordert seien.

Für die Stadt Norderstedt ist diese Argumentationslinie aber unzureichend. "Der Verein muss sich klar von der ausländerfeindlichen Haltung der Umfrage distanzieren. Dann sind wir bereit zu helfen", sagt Borchardt. Er gehe allerdings davon aus, dass man sich gütlich einigt. Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Heide Kröger, werde als Beobachterin zur Vereinssitzung gehen.

"Wir möchten nicht aus zweiter Hand informiert werden", sagte Borchardt. Sollte aber keine eindeutige Entscheidung gegen die Quote fallen, werde der Vorgang an die Rechtsab-teilung der Stadt übergeben. Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hatte bereits vergangene Woche gedroht, den Laubenpiepern ihr Nutzungsrecht für die Anlage zu kündigen, sollte sich der Verein nicht klar von der Umfrage distanzieren.

Einige Kleingärtner sorgen sich, dass Neonazis bei der Sitzung auftauchen werden. Die "Freien Nationalisten" und andere Rechtsradikale hatten die Haltung der Harksheider in Flugblättern heroisiert. Die Norderstedter Polizei fährt derzeit vermehrt Streife im Gebiet um die Kleingärten.

Max Stammerjohann, Vorsitzender des benachbarten Kleingärtnervereins Friedrichsgabe, hält einen Neuanfang am Kringelkrugweg für unausweichlich - nach dem Rücktritt des Vorstands: "Die haben sich komplett ins Abseits geschossen. Im Kleingärtnerverein muss man miteinander reden. Dann lernt man auch die Mentalität der Migranten besser kennen."