Neue Studie zeigt: 68,3 Millionen Kurzreisen unternehmen die Bewohner der Metropolregion jedes Jahr. 5000 Bürger wurden befragt.

Hamburg. Tagesausflügler hatten gestern Pech. Das Hamburger Speicherstadtmuseum war über die Mittagszeit geschlossen. Grund: In den Museumsräumen stellte die Metropolregion Hamburg ihre Studie über Tagesausflügler vor. 5000 Bürger der bald fünf Millionen Einwohner starken Region aus Hamburg und Umgebung waren dazu befragt worden. "Eine derart in die Tiefe gehende Studie ist deutschlandweit einmalig", sagte Christian Rast, der Gutachter der Firma ift Freizeit- und Tourismusberatung, die die Daten gesammelt hat.

Eines der wichtigsten Ergebnisse: Die "Metropolregioner" (Rast) sind hauptsächlich genussorientiert. Wer glaubt, die Kulturbeflissenheit treibe die Menschen aus dem Haus, der irrt. Der Ausflügler geht spazieren (37 Prozent), besucht Restaurants oder Cafés (31 Prozent) oder will einkaufen (26 Prozent) - so das Ergebnis der Befragung, bei der Mehrfachnennungen möglich waren. Kein Wunder, dass 42 Prozent aller Tagesausflüge ins Zentrum der Metropolregion führen. Die wichtigsten Hamburger Sehenswürdigkeiten sind also nicht die Kunsthalle und die Speicherstadt, sondern die modernen Warenspeicher dieser Stadt: die Einkaufspassagen, die Shops und Stores. Marion Wessling von der Hamburg Tourismus GmbH freute sich über die hohe Zahl der Ausflügler in der Hansestadt. "Das zeigt doch, dass wir vieles richtig machen", sagte sie. Das zeigt vielleicht auch, dass die anderen einiges falsch machen. Wirbt das Hamburger Umland nicht intensiv genug um Ausflügler aus der Hansestadt?

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Der Gutachter Christian Rast mochte das so deutlich nicht sagen. "Aber die Internetwerbung ist auf jeden Fall verbesserungswürdig", sagt Rast. Die Umfrage hat ergeben, dass für 45 Prozent der Ausflügler regionale Internetseiten wichtig oder sehr wichtig sind, wenn es um Informationen über Reiseziele geht. Noch wichtiger sind nur Internetsuchmaschinen und Zeitungen (je 60 Prozent) - hierbei insbesondere das Abendblatt.

Gerade die Internetinfos der Umlandkreise lassen aber zu wünschen übrig. Gutachter Rast: "Manchmal gibt es auf diesen Seiten gar keine Ausflugstipps. Manchmal sind sie sehr versteckt, sodass selbst wir Schwierigkeiten hatten, sie zu finden. Manchmal sind sie einfach sehr textlastig, da fehlt es an den schönen Fotos." Tagesausflüge seien "Spontankäufe". Ein verlockendes Bild könne schon der Auslöser sein, um ins Auto zu steigen.

Und das wiederum könnte Geld in die Kassen der Restaurant- und Ladenbesitzer im Umland bringen. Denn Tagesausflügler bringen Geld mit. 49 Euro gibt jeder Einzelne von ihnen im Schnitt aus. Bei 68,3 Millionen Tagesausflügen pro Jahr kommen da rund 3,35 Milliarden Euro zusammen. Nach einer älteren Studie wird inklusive der Geschäftsreisenden sogar ein Bruttoumsatz von 5,9 Milliarden Euro erzielt.

Um diesen Brocken könne sich die Tourismusverbände jetzt gezielter als bisher bemühen. "Wir sind sehr dankbar für diese Studie", sagt Udo Fischer, der Geschäftsführer des Touristikverbands Landkreis Rotenburg/Wümme. "Allein hätten wir uns eine solche Studie nie leisten können." Auch Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Service und Marketing GmbH, findet die Studie hilfreich. "Wir bekommen damit Informationen darüber in die Hand, wo unsere Gäste herkommen und welche Wünsche sie haben." Die rund 163 000 Euro teure Studie hält eine Fülle von einzelnen Zahlen für jeden Kreis bereit, die dort über eine "Online-Auswertungsplattform" (Gutachter Rast) eingesehen werden können. Jeder einzelne Landkreis kann dann seine eigene Strategie entwickeln, wie er mehr Ausflügler anlocken kann. Wo die meisten Kunden sitzen, ist jedenfalls klar. Hamburg mit seinen fast 1,8 Millionen Einwohnern hat genügend Potenzial. Zumal bislang 58 Prozent der Hansestädter bei ihren Ausflügen in den Stadtgrenzen bleiben.

Mit Shoppingangeboten wird man sie kaum ins Umland locken können. Deshalb wurde gestern im Speicherstadtmuseum viel über Fahrradtourismus gesprochen. Denn die Zielgruppe der Natur- und Sportinteressierten lässt sich nach Ansicht von Gutachter Rast durchaus ins Umland locken. Außerdem ließe sich mit Radtourismus ein Manko abbauen, das dem Tagestourismus immer noch innewohnt: Er ist ans Auto gebunden. 65 Prozent der Ausflügler nutzen ihren Pkw. "Ein erstaunlich hoher Wert bei dem recht guten Bus- und Bahnangebot in der Region", findet Christian Rast.

Ob Pkw oder Bahn: Wer ist der reiselustigste Metropolregioner? Der Hamburger ist es, gleichauf mit dem Pinneberger. 87 Prozent der Bewohner haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einen Tagesausflug unternommen. Die Uelzener sind nicht ganz so ausflugsfreudig: 80 Prozent gingen auf Kurzreise - der geringste Wert.

(abendblatt.de)