Die Comedy-Stars Ingrid Steeger und Peer Augustinski lesen am Freitag Besinnliches in Uelzen

Uelzen. Weihnachten? Ingrid Steeger, 64, kramt in ihrem Gedächtnis und kann auch nach längerer Überlegung nicht mit einer schönen Erinnerung dienen. "Weihnachten", sagt sie, "nee, das wurde in unserer Familie nicht groß gefeiert. Wir waren halt keine glückliche Familie damals in Berlin. Aber das haben wir nicht als unnormal empfunden, das ging anderen Familien nach dem Krieg doch genauso."

Ingrid Steeger ist zwei Jahre nach Kriegsende geboren worden. Sie hat noch einen Bruder und eine Schwester, zu fünft wohnte die Familie in einer Einzimmerwohnung. "Wir waren ausgebombt. Es war klitzeklein. Ich hatte nie ein eigenes Bett und habe entweder auf dem Ofen oder zwischen meinen streitenden Eltern geschlafen", sagt sie.

Morgen Abend wird sie ihre "Weihnachtsgeschichte eines Nachkriegskindes" noch einmal erzählen. "Klitzekleine Adventserlebnisse von mir", sagt sie. Ingrid Steeger ist Grimme-Preisträgerin, sie ist mit der Goldenen Kamera und dem Bambi für ihre schauspielerischen Leistungen ausgezeichnet worden. Sie war immer blond und oft nackig, sie war Kult und die Ulknudel der Nation. Und hat doch das Wort "klitzeklein" immer noch bei sich.

Peer Augustinski war ihr Partner. Wichart von Roell spielte den militanten Opa, Elisabeth Volkmann und Horst Jüssen sind verstorben. Als Mitglieder der fünfköpfigen "Klimbim"-Familie haben sie Fernsehgeschichte geschrieben. Die TV-Comedy-Serie war in den 70er-Jahren ein Straßenfeger. Weltstars wie Curd Jürgens, Jerry Lewis oder Gilbert Bécaud traten als Gäste auf. Genau wie Günter Netzer mit Gitarre als Heino. Später ist Ingrid Steeger und Peer Augustinski so manches Mal das Lachen vergangen. Nun stehen sie erstmals zu zweit auf der Bühne. Im Landhaus Borchers in Bohlsen bei Uelzen (20 Uhr). Sie werden Gedichte und Geschichten zur Adventszeit vortragen.

Es gibt Texte von Brecht und Kästner im festlich geschmückten Saal des Landhauses. "Aber nur nachdenklich wäre langweilig", sagt Peer Augustinski, 71. Also werden sie auch Weihnachtsgeschichten von Robert Gernhardt und Loriot vortragen.

Peer Augustinski ist erst vor drei Monaten wieder auf die Bühne zurückgekehrt. Im September feierte er Premiere in der Arztkomödie "Alles auf Krankenschein" in Fürth - sechs Jahre nach seinem Schlaganfall, als er mit einer Gehirnblutung ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. "Ich bin linksseitig gelähmt und muss noch am Stock laufen", sagt er. Er hat sich ins Leben zurückgekämpft, fährt wieder Auto, ist nach wie vor die deutsche Stimme von US-Star Robin Williams und freut sich auf das Wiedersehen mit der ehemaligen "Klimbim"-Kollegin.

Auch Ingrid Steeger ist immer wieder aufgestanden. "Ich habe gelernt zu gehorchen. Wenn ich gehorcht habe, wurde ich nicht verprügelt", hat sie einmal der "Süddeutschen Zeitung" erzählt. Sie hat schon früh Gewalt erfahren.

Ein dominanter Vater. Krankheiten, Schulden, prügelnde Männer, zerbrochene Beziehungen, irgendwann keine Aufträge mehr, schließlich Hartz IV. Aber jetzt macht sie wieder Pläne. "Die Lesung mit Peer soll der Anfang für weitere gemeinsame Projekte sein", sagt sie. Es liegt immer etwas Traurigkeit in ihrer Stimme. Aber nun geht es heiter weiter.

Was wäre ein geeigneterer Zeitpunkt als Weihnachten? "Das sollte eigentlich ein Fest der Familie sein", sagt sie. Für sie ist es ein Fest mit Freunden. Denn das mit der Familie hat nicht so hingehauen. Auch davon wird sie heute Abend erzählen. Klingelingeling statt Klimbim. Ingrid Steeger liebt die Lichter und die Girlanden. Je mehr, desto besser. Am besten so wie in Amerika. "Wenn schon Kitsch, dann richtig", sagt sie. Und dass man den eigentlichen Sinn des Festes nicht vergessen dürfe: "Die Geburt vom Jesuskind."