Niedersachsens Kultusminister übersteht Prüfung der Universität

Hannover. Aufatmen sowohl in der Staatskanzlei in Hannover als auch bei den Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP im niedersächsischen Landtag: Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) behält seinen Doktortitel. Die achtköpfige Prüfungskommission der Universität Potsdam bestätigte ihm gestern im Abschlussbericht schwere handwerkliche Mängel in seiner Dissertation, aber sie sprach ihn ausdrücklich frei vom zentralen Vorwurf, er habe mit Plagiaten gearbeitet, also bei anderen Wissenschaftlern geklaut.

Dennoch legten dem Minister alle drei Oppositionsparteien im Landtag gestern den Rücktritt nahe, weil er gegen gute wissenschaftliche Praxis verstoßen habe und kein Vorbild mehr sein könne für Lehrer und Schüler im Land. Dies gelte umso mehr, weil er derzeit auch Vorsitzender der Kultusministerkonferenz sei. Die Grünen-Abgeordnete Gabriele Heinen-Klajic sagte: "Der Titel ist gerettet, aber der Ruf bleibt ruiniert."

CDU und FDP widersprachen umgehend, forderten ihrerseits Entschuldigungen von SPD, Grünen und der Linken wegen monatelanger Diffamierung des Ministers. CDU-Fraktionschef Thorsten Thümler hielt der Opposition vor, sie attackiere den Minister, eben weil er so gute Arbeit leiste: "Die Opposition hat in ihrer Hilflosigkeit angefangen, mit Dreck zu schmeißen". Ministerpräsident David McAllister machte klar, dass sich das Thema Rücktritt für ihn nicht stellt: "Bernd Althusmann hatte zu jedem Zeitpunkt mein uneingeschränktes Vertrauen." Althusmann selbst vermied jeden Triumph: "Es gibt Phasen im Leben, in denen man nicht so glänzen kann." Seine Glaubwürdigkeit sei nicht beschädigt, er werde weiter "guten Gewissens" auch vor Schulklassen treten können.

Wäre dem Minister der Doktortitel tatsächlich aberkannt worden, hätte das die Landesregierung vor große Probleme gestellt. Kaum mehr als ein Jahr vor der Landtagswahl am 20. Januar 2013 liegt die schwarz-gelbe Koalition in Hannover in Umfragen deutlich hinter Rot-Grün.

Althusmann selbst hat nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Juli sofort handwerkliche Fehler in seiner Arbeit eingeräumt und mit der Universität Potsdam kooperiert. Deren Prüfungskommission sprach gestern von "Mängeln von erheblichem Gewicht" etwa dadurch, dass er fremde Textpassagen nicht genau durch An- und Abführung gekennzeichnet habe. Diese Mängel seien aber "zumindest teilweise ohne Weiteres erkennbar" gewesen. Fazit: Kein Täuschungsversuch.

Der 44-Jährige ist erst seit April 2010 Kultusminister, hat eine Schulreform durchgesetzt. Seit dem Sommer gibt es in Niedersachsen Oberschulen als Fusion von Haupt- und Realschulen.