Nach 126 Stunden erreichen elf weitere Atommüllbehälter das Zwischenlager Gorleben. Tausende Polizisten am Streckenrand

Gorleben. Am Morgen nach der 15-stündigen bäuerlichen Pyramidenblockade bekundete Friedrich Niehörster, Präsident der Polizeidirektion Lüneburg, noch einmal seine Sympathie mit den Landwirten. Hinter ihm, im Bahnhof Dannenberg, wurden gerade die elf Castoren verladen, als der Einsatzleiter sagte, die Bauern würden verständlicherweise ihre Heimat verteidigen. Aber er, auch das müsse man verstehen, habe eben einen Zeitplan einzuhalten. Niehörster hatte sich in den vergangenen Tagen eine Menge anhören müssen, Atomkraftgegner kritisierten die Polizeilinie als zu hart. Er wiederholte jedoch, dass jedem Protest angemessen begegnet worden sei: "Wir arbeiten schließlich reaktiv."

Zeitgleich präsentierte die versammelte Landes- und Bundespolizei entlang der letzten 20 Transportkilometer ihren beeindruckenden Fuhrpark mit Wasserwerfern, Räumfahrzeugen und Autos, die aussehen, als könnten sie auf dem Mond landen. Noch einmal versperrte gegen 9.30 Uhr ein blauer Transporter mit einbetonierten Greenpeace-Aktivisten die Castor-Strecke, noch einmal harrten mehr als 1000 Menschen in einer Sitzblockade vor dem Zwischenlager Gorleben aus. Der letzte Tag des 13. Castor-Transports konnte beginnen.

Gegen 16 Uhr war dann tatsächlich der elfte Behälter vom Zug gehievt, der Greenpeace-Wagen samt Insassen von der Straße gehoben, und vor Gorleben begann die teils ruppige Räumung der 26-stündigen Sitzblockade. Inzwischen hatte sich der überwiegende Teil der 19 000 eingesetzten Beamten am Streckenrand formiert, auch in den Bäumen hängende Robin-Wood-Aktivisten verhinderten den Transport nicht mehr.

Die Straße war frei für in Frankreich aufbereiteten deutschen Atommüll, zu dessen Rücknahme die Bundesrepublik verpflichtet ist. Bahn frei für den Schlussakt des ritualisierten Protests, bei dem wiederholt Wasserwerfer zum Einsatz kamen und der wohl erst 2014 eine Neuauflage findet, wenn Atommüll aus Sellafield anrollt. Im Wendland glaubt nämlich kaum jemand daran, dass bis dahin ein anderes Endlager während der "ergebnisoffenen" Suche gefunden sein wird.

Punkt 18.38 Uhr machte sich die radioaktive Fracht über die südliche von zwei möglichen Routen auf ihre vorerst letzte Reise. 113 Castoren stehen nun in der überirdischen Halle, während der Salzstock darunter weiter untersucht wird. Der 13. Transport war mit knapp 126 Stunden der längste in der Geschichte. Noch ist offen, ob die diesjährige Lieferung teurer wird als 2010, als der Transport 50 Millionen Euro kostete. Veranschlagt sind 36 Millionen.